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13 Dialog 1
 
Mephistopheles 
Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Element!
Ich wollt`, ich wüsste was Ärgers, das ich`s fluchen könnte!
Faust
Was hast? was kneipt dich denn so sehr?
So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!
Mephistopheles 
Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,
Wenn ich nicht selbst kein Teufel wär`!
Faust
Hat sich dir was im Kopf verschoben?
Dich kleidet`s, wie ein Rasender zu toben!
Mephistopheles 
Denkt nur: den Schmuck, für Gretchen angeschafft,
Den hat ein Pfaff hinweggerafft! –
Die Mutter kriegt das Ding zu schauen,
Gleich fängt`s ihr heimlich an zu grauen:
Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
Schnüffelt immer im Gebetbuch,
Und riecht`s einem jeden Möbel an,
Ob das Ding heilig ist oder profan.
Und an dem Schmuck da spürt` sie`s klar,
Dass dabei nicht viel Segen war.
„Mein Kind", rief sie, „ungerechtes Gut
Befängt die Seele, zehrt auf das Blut,
Wollen`s der Mutter Gottes weihen,
Wird uns mit Himmels-Manna erfreuen!"
Margretlein zog ein schiefes Maul,
Ist halt, dacht sie, ein geschenkter Gaul,
Und wahrlich! Gottlos ist nicht der,
Der ihn so fein gebracht hierher.
Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen;
Der hatte kaum den Spaß vernommen,
Ließ sich den Anblick wohl behagen.
Er sprach: „So ist man recht gesinnt!
Wer überwindet, der gewinnt.
Die Kirche hat einen guten Magen,
Hat ganze Länder aufgefressen
Und doch nie sich übergessen;
Die Kirch` allein, meine lieben Frauen,
Kann ungerechtes Gut verdauen."
Faust
Das ist ein allgemeiner Brauch;
Ein Jud` und König tun es auch.
Mephistopheles 
Strich drauf ein Spange, Kett` und Ring`,
Als wären`s eben Pfifferling`
Dankt` nicht weniger und nicht mehr,
Als ob`s ein Korb voll Nüsse wär`,
Versprach ihnen allen himmlischen Lohn -
Und sie waren sehr erbaut davon.
Faust
Und Gretchen?
Mephistopheles 
Sitzt nun unruhevoll,
Weiß weder, was sie will noch soll,
Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht,
Noch mehr an den, der`s ihr gebracht.
Faust
Des Liebchens Kummer tut mir leid.
Schaff Du ihr gleich ein neu Geschmeid`!
Am ersten war ja nicht soviel.
Mephistopheles 
O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel!
Faust
Und mach und richt`s nach meinem Sinn!
Häng dich an ihre Nachbarin!
Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei,
Und schaff einen neuen Schmuck herbei!
Mephistopheles 
Ja, gnäd`ger Herr, von Herzen gerne.
So ein verliebter Tor verpufft
Euch Sonne, Mond und alle Sterne
Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.
 
 
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