19 Text - faust-1-faust-2-inszenierung.com

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Faust 2015 > Ebene 19 Intermezzo "Der Rosentraum"
19 Intermezzo   "Der Rosentraum"
 
Schwarze Bühne. Sehr leise wie aus weiter Ferne klingt Musik - die erste Strophe des Orchesterliedes " Wo die schönen Trompeten blasen" von Gustav Mahler aus dem Liederzyklus "Des Knaben Wunderhorn". Das Bett und alle Requisiten sind bis auf das zarte goldene Kreuz verschwunden.
Margarethe liegt schlafend auf einer Glasebene in Matratzengröße. Diese transparente Ebene ist an unsichtbaren Drahtseilen abgehängt und bewegt sich leicht im Rhythmus ihrer Träume hin und her. Die Kanten der Glasplatte erzeugen durch den Lichteinfall klargrüne selbstleuchtende Linien. Unter dieser Glasplatte hängt parallel dazu eine weitere Fläche gleicher Größe, auf der ein Teppich aus roten Rosen ausgebreitet ist. Sie liegt ruhig schlafend, den Kopf auf einem kleinen weißen Kissen gebettet.
Das leicht lächelnde mädchenhafte Gesicht ist dem Publikum zugewendet. Bekleidet ist sie mit einem dünnen langen weißen Hemd, das in weichem Faltenwurf teils über dem Rand ihres Glasbettes schwingt. Ihre langen blonden Haare liegen aufgelöst auf dem spiegelnden Glas. Beim Einsatz des Gesanges beginnen die hauchdünnen Linien des goldenen Kreuzes über Margarethe zu leuchten.
Vorsichtig betreten Mephistopheles und Panthyrann die Bühne. Sie stellen sich an den äußersten Bühnenrand.
Liedtext / 1. Strophe
" Wer ist denn draußen und wer klopfet an,
Der mich so leise wecken kann ?"
" Das ist der Herzallerliebste dein,
Steh auf und laß mich zu dir ein!"
 
Mephistopheles und Panthyrann zeigen sich gerührt von der Traumszene. Mephistopheles beginnt zu lächeln, legt ungeniert seinen Kopf an die Schulter Panthyranns und streichelt sanft dessen Hand. Panthyrann blickt erschrocken auf, schaut ungläubig von oben herab auf den an ihn gelehnten Kopf Mephistopheles`, sieht ängstlich um sich, ob sie auch niemand beobachten kann. Er lässt Mephistopheles gewähren, aber seine Miene zeigt die Peinlichkeit seiner Situation.
Auch ihn regen das Bild der Träumenden und die Musik an, sich einem geweckten, vermutlich völlig unbekannten Bedürfnis zu öffnen. Zaghaft berührt er mit seiner rechten Hand den Kopf Mephistopheles`. Dieser schmiegt sich daraufhin noch fester an den Panthyranns. Beide sind wie verzaubert in der neuen Erkenntnis über ihrer sexuellen Neigungen.
 
Liedtext / 2. Strophe
"Was soll ich hier nun länger steh`n?
Ich seh die Morgenröt`aufgeh`n,
Die Morgenröt`. zwei helle Stern`,
Bei meinem Schatz, da wär ich gern`!
Bei meinem Herzallerliebsten!"
 
Das Glasbett mit Margarethe verschwindet in der zunehmenden Dunkelheit. Nur Mephistopheles, Panthyrann und das Kreuz werden noch einige Sekunden angeleuchtet und gehen in der Dunkelheit unter.
Mephistopheles und Panthyrann erwachen aus ihrem Traumzustand und werden sich der Situation bewusst. Sie schauen sich noch zärtlich in die Augen aber in Sekundenschnelle verfinstern sich ihre Mienen und sie werden zu dem, was sie vorher waren, zu versteinerten Wesen gefühlloser Gottheiten. Sie stoßen sich gewaltvoll von sich und verschwinden, jeder für sich, ängstlich zurückblickend, im Dunkel der Nacht. Das Kreuz bleibt noch einige Sekunden erleuchtet.
Diese Szene weckt Erinnerungen an das bereits erlebte Intermezzo "Geburt und Machtergreifung der Religion" und dauert nicht länger als die beiden Strophen des Liedes. 
 
 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü