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Faust 2015 > Ebene 28 Karneval
28 Karneval / Teil 1
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nachdem die ersten Versuche Mephistopheles` und Panthyranns, Faust schnell wieder zum „Leben“ zu erwecken, fehlgeschlagen sind, wählen sie eine andere langfristige Taktik. Schließlich haben sie etwa vier Monate Zeit, in das schlafende Bewusstsein Fausts einzudringen, um am Ende doch noch zum Ziel zu kommen, ihn das Schicksal der verführten Margarethe hautnah erleben zu lassen.
Der Zuschauer muss sich bewusst sein, dass alles, was bis zum Wiedererwachen Fausts ausschließlich in seinem „Kopf, in seiner einsuggerierten Vorstellung, im Traum geschieht. Faust wird  selbst Teil, Mitakteur der Handlung – wie es eben in Träumen möglich ist, in eine surrealistische Imagination abzugleiten.
 
Erstmalig öffnet sich die Bühne zum Zuscherraum und schließt diesen in das Bühnengeschehen ein. Der Mittelgang zwischen den Zuschauerbereichen hebt sich zum Bühnenniveau soweit an, dass Gang und Bühnenboden eine schiefe Ebene bilden. Auf dieser schiefen Ebene laufen bzw. fahren die Akteure in den folgenden Szenen. Das Krankenzimmer Fausts wird durch diese Umgestaltung in den Hintergrund gerückt.
Der große Karneval mit all seinen phantastischen Ereignissen wird als riesige Prozession dargestellt. Die Szenenfolge entspricht der Originalvorlage.
Um als Folge des bereits mehrfach zitierten Feiningermotivs „Die Kirche von Oberreissen“ zu bleiben, werden auf die Kuben, die den seitlichen Abschluss der Prachtstraße bilden, weitere Feiningermotive projiziert. Eine breite endlos wirkende Strasse mit beidseitiger mehrgeschossiger Bebauung bestimmt die Bühne. 
 
Szenenbild 01
Der Elefant schwebt aus dem Bühnenhintergrund heran, wird größer. Auf seinem Kopf steht  der Herold. Der Elefant wächst zu enormer Größe, so dass er zum Tor wird, durch das die Prozession einmarschiert. 
Szenenbild 02
Synchron zum Erscheinen des Elefanten/Herold schwebt weit hinter der Stadt der Vogel Corvus Mysticus am Himmel. Das Bild der Mater Agape bleibt während der gesamten Szene diffus auf einem der Häuser sichtbar.
Herold
Ein heitres Fest erwartet euch.
 
Mephistopheles und Panthyrann kommen zwischen den Häusern hervor, geben dem Elefanten einen Klaps auf den Rüssel, inspizieren mit einem Rundblick das Terrain und verschwinden in der gegenüber liegenden Häuserwand.
Gärtnerinnen kommen unter den Elefantenbeinen auf die Bühne und verteilen sich mit ihren Blumenarrangements auf der Vorderbühne. Sie sprechen im Wechsel, zum Teil auch nebeneinander. Einige von ihnen tragen ihre Blumenkörbe bis in die ersten Parkettreihen und preisen dort ihre Waren an.
Leicht eingängige  Musik aus den Sinfonien G. Mahlers ist Begleitmusik.
 
Gärtnerinnen
Euren Beifall zu gewinnen,
Schmückten wir uns diese Nacht,
Junge Florentinerinnen,
Niedlich sind wir anzuschauen,
Denn das Naturell der Frauen
Ist so nah mit Kunst verwandt.
 
Der Herold stampft mit dem Stab während der Verse der Gärtnerinnen und überstimmt ihr Geplapper und mahnt zur Eile.
 
Herold
Eilig, dass in Laub und Gängen
Sich ein Garten offenbare!
 
Szenenbild 03
Nach den Gärtnerinnen springen die Gärtner mit Obstkörben auf die Bühne. Im vorderen Bühnenbereich bilden sich farbige Linie aus Blumen, Obst und Paaren, die sich zu Liebesspielen, nicht obszön, aber sehr grazil, anmutig, kindlich scheu, animieren. Die Gärtner wechseln ständig von einem Mädchen zum anderen
Während der Gärtnerauftritte strömen weitere Personen, einzeln oder in Gruppen auf die Bühne und gesellen sich seitlich zu den bereits vorhandenen.
Eine ältere Frau mit einem jungen sehr aufgeputzten Mädchen kommt durch das Elefantentor und stellt sch in di Bühnenmitte. Das Mädchen setzt sich teilnahmslos, der Mutter abgewandt auf den Boden und lässt die Rede der Mutter über sich ergehen.

Mutter
Mädchen, als du kamst ans Licht,
Warst so lieblich von Gesicht
Und so zart am Leibchen.
Dachte dich sogleich als Braut,
Gleich dem Reichsten anvertraut,
Dachte dich als Weibchen.
 
Ach, nun ist schon manches Jahr
Ungenützt verflogen,
Welches Fest man auch ersann,
Ward umsonst begangen,
Heute sind die Narren los:
Liebchen, öffne deinen Schoß,
Bleibt wohl einer hangen. 
 
Die Bühne füllt sich mit weiteren Personen. Hinzu kommen Holzhauer. Sie rollen einen großen Baumstamm, zwei Parasiten in höfischer Kleidung, stark geschminkt mit roten Lippen, Monokel, beschädigten verschmutzten Fracks, mehreren Pulcinellen in unterschiedlichen Kostümen, zwei Betrunkene, gekleidet wie typische Asoziale des 21. Jahrhundert.
 
Holzhauer
Wir fällen Bäume,
Die krachen, schlagen;
Denn ihr erfröret,
Wenn wir nicht schwitzten.
 
Der Baumstamm ist besonders präpariert. Aus bereits geschlagenen Scheiten ist er so zusammen gesetzt, dass die Scheite aufgerollte und ofenfertig aufgeschichtet werden können. Kaum sind die Holzhauer mit dieser Arbeit fertig, folgen die Pulcinellen. spielend, springend, Handstände machend, Purzelbäume schlagend und tanzend, Noch während der Holzhauerverse spielen sie Versteck hinter den gewaltigen Elefantenbeinen. Sie springen über die aufgeschichteten Holhaufen, so dass einer von ihnen zusammenfällt. Sie laufen in den schmalen Gang zwischen den Zuschauertribünen, kommen zurück und platzieren sich im Gang.
 
Pulcinelle
Ihr seid die Toren,
gebückt geboren!
Wir sind die Klugen,
Die nie was trugen;
Denn unsre Kappen,
Jacken und Lappen
sind leicht zu tragen,
 
Szenenbild 04
Währenddessen sind die zwei stolzierenden Parasiten erschienen, stellen sich abseits und reden synchron in geschwollenem Tonfall.
Parasiten
Es möchte Feuer
Selbst ungeheuer
Vom Himmel kommen,
Da brät`s und prudelt`s,                           
Da kocht und strudelt`s.
Der wahre Schmecker,
Der Tellerlecker,
Er riecht den Braten,
Er ahnet Fische;
Das regt zu Taten
An Gönners Tische.
 
Die beiden Betrunkenen sind den Parasiten dicht gefolgt und imitieren deren zickiges Getue. Die Parasiten drehen sich mehrfach nach ihnen um und versuchen, sie abzuschütteln, da sie nicht in derartiger Gesellschaft gesehen werden möchten. Es gelingt ihnen nicht. Im Gegenteil ziehen sie eher den Kürzeren bei der Akzeptanz durch das Publikum Die beiden Betrunkenen sprechen alternierend den Text. Sie grölen so laut, dass die Holzhauer und zurückhaltender auch die Gärtnerínnen und Gärtner als Chor einstimmen.
 
Trunkener  
Fühle mich so frank und frei;
Frische Lust und heitre Lieder,
Holt ich selbst sie doch herbei.
Und so trink ich! trinke, trinke!
Stoßet an, ihr! Tinke-tinke!
Bin ich doch, wo mirs behagt.
Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin,
Und am Ende borgt die Magd.
Immer trink ich! trinke, trinke!
 
Chor
Jeder Bruder trinke, trinke!
Toastet frisch ein Tinke-tinke!
Sitzet fest auf Bank und Span!
 
Die bisher erschienen Personen haben sich gleichmäßig auf der Bühne aufgestellt, so dass in der Bühnenmitte Platz für die weiteren Szenen bleibt.
War die  bisherige Szenenfolge eher ein nüchternes Auftreten der einzelnen Gruppen, so kommt es jetzt zu den ersten pantomimischen Szenen mit speziellem Thema. Theater im Theater wird gespielt. Erst viel später erhalten die mythischen Gestalten eine Eigendynamik, die zum Ende des Bildes im Chaos enden soll. Die Gesichter der Parzen, Grazien und Furien sind gleich geschminkt, so dass sie sich zum Verwechseln ähneln. Nur die Kostüme unterscheiden sie.
 
 
Auftritt der Parzen
 
Zwischen den Gärtnerinnen und Gärtnern hat sich ganz nebenbei eine kleine „Familie“ separiert. Mann und Frau und eine Wiege mit einem Baby. Die Gruppe ist einer „Heiligen Familie“ ähnlich.
Die Parzen im Spinnenkostüm kommen aus dem Mittelgang und durchlaufen den gesamten Zuscharraum. Auf einem fahrbaren Untersatz ist ein riesiges Spinnennetz aus starkem Stacheldrahtimitat gespannt, in dem die oberste Parze, Atropos, sich selbst gefangen hat.
Trotz ihrer Spinnennatur sind sie aufreizende verführerische Gestalten. Ihre übergroßen Münder lachen und lassen die weißen Zähne blitzen. Das Spinnennetz wird in der Bühnenmitte - sehr nahe an der Gärtnerfamilie und der rechteckförmigen Bühnenabsenkung -  platziert.
Eine der Parzen schwingt sich mit einem großes Bündel von Spinnenfäden herab, landet bei dem Kind, nimmt es unter den entsetzten Blicke der Eltern aus der Wiege, umschnürt das Baby mit den Fäden, schwingt sich zurück in das Netz.
Die Bühnenabsenkung füllt sich mit schäumendem Wasser. Das Baby schwebt an dem Fadengespinst nach oben. Die andere Parze schwingt sich zu den Fäden, die das Baby tragen und beginnt, die Fäden mit einer großen vergoldeten Schere zu durchschneiden. Beim Durchschneiden der letzten Fäden wird das Baby unweigerlich fallen und im Wasser ertrinken. (Hier ist die Assoziation zum späteren Selbstmordversuch Margarethes zu beachten, bei dam das Kind stirbt, sie aber gerettet wird.) Die Eltern sind entsetzt, stehen hilflos.
Die erste Parze kommt dem Baby zur Hilfe und lenkt das fallende Baby in die Wiege zurück.
Unauffällig wurde das Netz an Seilen befestigt, mit deren Hilfe das Netz mit den drei Parzen in die Höhe gezogen wird du im Schnürboden verschwindet.
Die Verse der drei Parzen werden ohne direkte Zuordnung zu deren Namen während der beschriebenen Szenerie gesprochen.
 
Atropos
Viel zu denken, viel zu sinnen
Gibt`s beim zarten Lebensfaden.
 
Klotho
Wisst, in diesen letzten Tagen
Ward die Schere mir vertraut;
Denn man war von dem Betragen
Unsrer Alten nicht erbaut.
 
Atropos
Und so bin ich gern gebunden,                 
Blicke freundlich diesem Ort;
Ihr in diesen freien Stunden
Schwärmt nur immer fort und fort!
 
Lachesis
Fäden kommen, Fäden weifen,                 
Jeden lenk ich seine Bahn,
Keinen lass ich
überschweifen,
Füg er sich im Kreis heran.
Könnt ich einmal mich vergessen,
Wär es um die Welt mir bang;
Stunden zählen, Jahre messen,
Und der Weber nimmt den Strang.  
 
Szenenbild 05
Nach dieser Einlage gibt es Applaus aller auf der Bühne Anwesenden. Nur die Eltern des Babys stehen noch immer entsetzt über den Scherz, den man mit ihnen machte. Der Herold stampft mit seinem Stab und beendet den Beifall.
Auftritt der Grazien
 
 
Die nackten Körper der Grazien werden lediglich durch gazeartige Gewänder  spielend umhüllt
Hüftlange weißblonde offene Haarpracht, über der Stirn mit einem dunkelblauen Band
zusammen gehalten.  Ihre erotische Anziehung muss sich durch Körperbewegung stark steigern.
Werden die Parzen und Furien mit entsprechenden Requisiten auftreten, so sind die Requisiten
der Grazien ihre Körper. Sie betreten tänzelnd, sich an den Händen haltend, zwischen den
Elfantenbeinen auf die Bühne. Die zweiten Zeilen ihrer Verse wiederholen sie mehrfach.
 
Aglaia
Anmut bringen wir ins Leben;
Leget Anmut in das Geben!
 
Hegemone  
Leget Anmut ins Empfangen!
Lieblich ists, den Wunsch erlangen.
 
Euphrosyne
Und in stiller Tage Schranken
Höchst anmutig sei das Danken 
 
Zum Ende des Auftrittes der Grazien klatschen wieder alle  Anwesenden Beifall.
 
Auftritt der Furien
 
 
Herold
Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen,
Wärt ihr noch so gelehrt in alten Schriften;
Sie anzusehn, die so viel Übel stiften,                         
Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen.
Die Furien sind es! niemand wird uns glauben,
Hübsch wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren;
Zwar sind sie tückisch; doch am heutigen Tage,
Wo jeder Narr sich rühmet seiner Mängel,
Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel,            
Bekennen sich als Stadt- und Landesplage.
 
Die Perücken der Furien sind rothaarig, zerzaust, wüst. Glänzende schwarzblaue Ledertrikots mit Metallschnallen und Niete. Auch sie sind den vorigen, was ihre Gesichter betrifft, zum Verwechseln ähnlich. Sie schwingen wild ihre Requisiten durch die Menge und provozieren so ein großes Durcheinander.
Sie kommen schleichend angekrochen, während hoch über ihnen der Herold sie ankündigt.  Sie schleichen bis zu den Gärtnerinnen und Gärtnern heran, um mit ihnen Schabernack zu treiben. Verschiedene der Gärtnerinnen werden durch die Bedrohungen der Furien in Angst und Schrecken versetzt, so dass es zu turbulenten Auseinandersetzungen kommt. Man flieht, man schreit, bis der Herold wiederum mit seinem Stab Ruhe befiehlt. Der Rest der Menge verfällt in tosenden Beifall.
Die Furie Alekto symbolisiert den Krieg. Ihre Requisite ist ein Schwert.
Tisiphone ist das Symbol für ansteckende Seuchen. Sie trägt ihre Requisiten am Körper in Form von eiternden Wunden  Megäre bedeutet Mord und Hinrichtung. Eine Seilschlinge erinnert an den Galgen.
 
Alekto
Denn wir sind hübsch und jung und Schmeichelkätzchen;
Hat einer unter euch ein Liebesschätzchen,
Wir werden ihm so lang die Ohren krauen,
 
Megära
Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden,   
Und niemand hat Erwünschtes fest in Armen,
Der sich nicht nach Erwünschtem törig sehnte.
 
Tisipone
Gift und Dolch statt böser Zungen
Misch ich, schärf ich dem Verräter;
Liebst du andre: früher, später
Hat Verderben dich durchdrungen,
Muss der Augenblicke Süßtes                            
Sich zu Gischt und Galle wandeln!
Singe keiner vom Verderben!
Felsen klag ich meine Sache,                              
Echo, horch! erwidert: Rache!
Und wer wechselt, soll nicht leben.           
 
Der Herold hat Mühe, mit dem Donnern seines Stabes Ruhe in die Gesellschaft zu bekommen. Die Massen ordnen sich langsam, während der Ankündigungsrede des Herolds und nehmen geordnet Stellung. 
 
Auftrittt der Furcht und Hoffnung
 
Herold
Belieb es euch, zur Seite wegzuweichen!
Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen.    
Verkünde jede, wer sie sei!
 
 
Die neuen Personen haben weit mehr als die Vorhergehenden allegorischer Bedeutung.
Furcht und Hoffnung - eines bedingt das andere. Beide sind deshalb zusammengekettet, wie es in den Versen heißt. Zwei Männer sind in einem mittelalterlichen Folterwerkzeug, einem großen Brett, in dem sich Öffnungen für zwei Köpfe und vier Arme befinden, zusammen geschlossen. Die beiden Delinquenten dürfen sich ihre Wut oder Schimpfsucht aufeinander voll austoben, ohne sich körperlich nahe kommen zu können.
Die Furcht wird durch einen massigen Schauspieler mit möglichst hoher Stimmlage und die Hoffnung durch einen gleich großen, aber hageren Typ dargestellt. Beide sind bekleidet mit einfachen Kitteln, einfarbig in Grautönen. Requisiten werden nicht benötigt.
Sie betreten hin und herwankend durch ihre Behinderung die Bühne durch die Elefantenbeine und stellen sch mittig auf der Bühne auf.
Während der Texte werden von oben in reihenförmiger Anordnung mehrere Ketten herunter gelassen, die hinter dem Paar eine „Kettenwand“ bilden  An einer dieser Ketten wird sich die Klugheit emporschwingen, nachdem sie, einen Spazierstock dandyhaft schwingend,  während der Verse der Hoffnung und Furcht auf und ab spaziert..
Hoffnung und Furcht sprechen die Verse nicht nacheinander sondern alternierend mit markanten, dem Versinhalt entsprechenden Wut- oder Hoffnungsausbrüchen.
 
Furcht
Hier! ein Freund ist Feind geworden,
Ach, wie gern in jede Richtung
Flöh ich zu der Welt hinaus!
Doch von drüben droht Vernichtung,
Hält mich zwischen Dunst und Graus.
 
Hoffnung
Seid gegrüßt, ihr lieben Schwestern!
Werden wir in heitern Tagen
Ganz nach unserm eignen Willen,
Bald gesellig, bald alleine,
Frei durch schöne Fluren wandeln,
Nach Belieben ruhn und handeln
Und in sorgenfreiem Leben
Nie entbehren, stets erstreben.
Überall willkomm`ne Gäste,
Treten wir getrost hinein:
Sicherlich, es muss das Beste
Irgendwo zu finden sein.
 
Auftritt der Klugheit
 
Die Klugheit soll ein kleiner sehr jugendlich-sportlicher Mann sein. Er ist in einem engen eleganten schwarzen Smoking und Zylinder gekleidet, mit einem Spazierstöckchen ausgerüstet und muss den Eindruck eines intellektuellen Spießers machen. Die Klugheit ist dicht von hinten an das Paar herangekommen und schwingt sich auf das Folterbrett und stellt sich dort breitbeinig mit herrschender Gestik auf.
 
Klugheit     
Zwei der größten Menschenfeinde,
Furcht und Hoffnung angekettet,
Halt ich ab von der Gemeinde -
Platz gemacht! - ihr seid gerettet.
 
Die gruselige Vorstellung lässt wahren Beifall nicht aufkommen. Nur vereinzelt klatscht man mehr aus Gewohnheit und Pflicht in die Hände. Dafür kommt Gemurmel auf. Im Hintergrund ist Musik zu hören.
 
Gemurmel
Frisch! dahinten tanzt man schon -          
Nein! ich wollt, ich wär davon -
Ganz verdorben ist der Spaß -
Und die Bestien wollten das -
 
Jetzt ist der Start für die Wende in die Allegorie gekommen. Der Herold wird zum Ende seiner nächsten Rede akustisch verstärkt und auch mit leichtem Nachhall versehen.
 
Herold
Seit mir sind bei Maskeraden
Heroldspflichten aufgeladen,
Wach ich ernstlich an der Pforte,
Dass euch hier am lustigen Orte
Nichts Verderbliches erschleiche;
Weder wanke, weder weiche,          
Doch ich fürchte, durch die Fenster
Ziehen luftige Gespenster,
Und von Spuk und Zaubereien
Wüsst ich euch nicht zu befreien.
Machte sich der Zwerg verdächtig,
Nun! dort hinten strömt es mächtig.
Die Bedeutung der Gestalten
Möcht ich amtsgemäß entfalten.
Aber was nicht zu begreifen,
Wüsst ich auch nicht zu erklären;
Helfet alle mich belehren! –
Seht ihrs durch die Mengen schweifen?-
Vierbespannt ein prächtiger Wagen
Wird durch alles durchgetragen;
Doch er teilet nicht die Menge,
Nirgend seh ich ein Gedränge.
Farbig glitzert`s in der Ferne,
Irrend leuchten bunte Sterne
Wie von magischer Laterne,                     
Schnaubt heran mit Sturmgewalt.
Platz gemacht! Mich schaudert`s!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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