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Faust 2015 > Ebene 35 Im Krankenzimmer
35 Im Krankenzimmer
 
Das Krankenzimmer Fausts hebt sich auf die Höhe des Bühnenniveaus. Ein Zimmerdach senkt sich von oben herab, um die Enge des Zimmers zu demonstrieren. Faust ist nach den Traumerlebnissen um Helena und Paris das erste Mal unruhig geworden.
Mephistopheles und Panthyrann beobachten erregt die Monitore, die Fausts Körperfunktionen abbilden. Diese Anzeichen könnten darauf hin deuten, dass das der Beginn des Aufwachprozesses sein könnte. Mephistopheles und Panthyrann sprechen ihn an, machen Geräusche vor seinen Ohren. Faust reagiert, wenn auch schwer erkennbar. Sein Gehör ist also intakt.
Mephistopheles   
Wen Helena paralysiert,
Der kommt so leicht nicht zu Verstande.
 
Mephistopheles klingelt nach dem Krankenpfleger, der wenige Sekunden später eintrifft.
 
Mephistopheles   
Heran, mein Freund! - Ihr heißet Nikodemus.
 
Famulus, der Krankenpfleger, ist sehr gläubig, und sehr irritiert über den Zustand des Patienten. 
 
Famulus
Hochwürdiger Herr, so ist mein Name.     
 
Mephistopheles   
Das lassen wir!
 
Famulus
Wie froh, dass ihr mich kennt!
 
Mephistopheles bittet den Krankenpfleger mit Gesten, ihm zu helfen, Faust etwas mehr aufzurichten. Beide machen sich am Bett zu schaffen. Der Pfleger verabschiedet sich sofort wieder. Der Originaltext des Baccalaureus wird von Panthyrann übernommen, so dass es zu einem Zwiegespräch zwischen den beiden Religionsmächten kommt.
 
Mephistopheles   
Mich deucht es längst! Ich war ein Tor,
Nun komm ich mir recht schal und albern vor.
 
Panthyrann / Baccalaureus 
Das freut mich sehr! da hör ich doch Verstand;
Der erste Greis, den den ich vernünftig fand!
 
Mephistopheles   
Ich suchte nach verborgen - goldnem Schatze,                               
Und schauerliche Kohlen trug ich fort.
 
Panthyrann / Baccalaureus 
Gesteht nur: Euer Schädel, Eure Glatze
Ist nicht mehr wert als jene hohlen dort?
 
Mephistopheles   
Du weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist?
 
Panthyrann / Baccalaureus 
Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist.
 
Nebenbei bemerken sie, dass Faust wieder sehr beruhigt schläft. Mit dem Erwachen wird es wohl nichts werden. Sie machen beide betrübte Gesichter und wollen noch eine Weile abwarten, bevor sie über weitere Entscheidungen nachdenken. Sie setzen sich nebeneinander auf die Bettkante.
 
Panthyrann / Baccalaureus 
Gewiss, das Alter ist ein kaltes Fieber;
Hat einer dreißig Jahr vorüber,                                             
So ist er schon so gut wie tot.
Am besten wär`s, euch zeitig totzuschlagen.
 
Mephistopheles   
Der Teufel hat hier weiter nichts zu sagen.
 
Panthyrann/Baccalaureus 
Wenn ich nicht will, so darf kein Teufel sein.
 
Mephistopheles bricht in Gelächter aus:
 
 
Mephistopheles   
Der Teufel stellt dir nächstens doch ein Bein.
 
Panthyrann/Baccalaureus 
Die Welt, sie war nicht, eh ich sie erschuf!
Ich aber, frei, wie mir`s im Geiste spricht,
Verfolge froh mein innerliches Licht
Und wandle rasch, im eigensten Entzücken,
Das Helle vor mir, Finsternis im Rücken,
 
Mephistopheles   
Wie würde dich die Einsicht kränken:
Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken,
Das nicht die Vorwelt schon gedacht!-
Doch sind wir auch mit diesem nicht gefährdet,
Bedenkt, der Teufel, der ist alt;
So werdet alt, ihn zu verstehen!
 
Mephistopheles zieht den Almanach aus seiner Tasche und geht damit dicht an den Kopf Fausts heran und bläst ihm die Inhalte der kommenden Szenen ein. Schlafend, träumend soll er weiter mitspielen im großen Drama. Haben die Mütter und die Erscheinung Helenas nicht ausgereicht, so muss eben noch mehr geschehen. Soll er doch die schöne Helena zur Frau bekommen. Noch haben sie haben viel Zeit. Fausts Zeit allerdings ist endlich. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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