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Faust 2015 > Ebene 47 Dialog 5
47 Dialog 5
 
Szenenbild 01
Faust ist nach dem Abschied von Margarethe schnell zur Tagesordnung übergegangen. Er lässt sich von Mephistopheles die Welt zeigen. Er will leben und genießen – aber nicht zu viel, denn Verweilen am Schönen will und darf er nicht.
Große Pläne gehen ihm durch den rastlosen Kopf. Ebbe und Flut hat er erlebt und die Idee wurde geboren, sich diesem Naturschauspiel entgegen zu stellen. Die folgenden drei Szenen
„47 Dialog 5“, „48 Revolution“ und „49 Die besiegte Revolution“ beschreiben den Weg zu diesem Ziel.
Mit den Plänen im Kopf liegt er im Gebirge – allein. Doch Mephistopheles hat ihn aufgespürt bedrängt ihn sofort.
Mephistopheles   
Nun aber sag: was fällt dir ein?
 
Faust
Es ist doch auch bemerkenswert zu achten,
Zu sehn, wie Teufel die Natur betrachten.
 
Mephistopheles   
Ungenügsam, wie du bist,
Empfandest du wohl kein Gelüst?
 
Faust
Und doch! Ein Großes zog mich an.
Errate!
 
Mephistopheles   
Am lustigen Ort ein Schloss zur Lust?
 
Mephistopheles macht eine Pause, verbunden mit einer obszönen Geste, bevor er auf das ihm angenehmste Angebot zu sprechen kommt.
 
Mephistopheles   
Ich sage Frau`n; Denn ein für alle Mal
Denk ich die Schönen im Plural.
Errät man wohl, wonach du strebest?
Dich zog wohl deine Sucht dahin?
 
Faust
Mitnichten! Dieser Erdenkreis
Gewährt noch Raum zu großen Taten.
Erstaunenswürdiges soll geraten.
Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß.
 
Mephistopheles   
Und also willst du Ruhm verdienen?
 
Faust
Herrschaft gewinn ich, Eigentum!
Die Tat ist alles, nichts ist Ruhm.
 
Mephistopheles   
Doch werden sich Poeten finden,
Der Nachwelt deinen Glanz zu künden,
Durch Torheit Torheit zu entzünden.
 
Faust
Was weißt du, was der Mensch begehrt?
 
Mephistopheles   
Geschehe denn nach deinem Willen!
Vertraue mir den Umfang deiner Grillen!
 
Faust
Mein Auge war aufs hohe Meer gezogen;
Es schwoll empor, sich in sich selbst zu türmen,
Dann ließ es nach und schüttete die Wogen,
Des flachen Ufers Breite zu bestürmen.
Zwecklose Kraft unbändiger Elemente!
Da wagt mein Geist, sich selbst zu überfliegen;
Hier möcht ich kämpfen, dies möchte ich besiegen.
Das herrische Meer vom Ufer auszuschließen,
Der feuchten Breite Grenzen zu verengen
Das ist mein Wunsch, den wage zu befördern!
 
Mephistopheles   
Wie leicht ist das! - Hörst du die Trommeln fern?
 
Faust
Schon wieder Krieg! Der Kluge hört`s nicht gern.
 
Mephistopheles   
Krieg oder Frieden. Klug ist das Bemühen,
Gelegenheit ist da; nun Fauste, greife zu!
 
Faust
Mit solchem Rätselkram verschone mich!
Und kurz und gut, was soll`s. Erkläre dich!
 
Mephistopheles   
Der gute Kaiser schwebt in großen Sorgen;
Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten,
Ihm falschen Reichtum in die Hände spielten,
Da war die ganze Welt ihm feil.
 
Faust sieht Mephistopheles ungläubig an, denn dass er jemals einen Kaiser kennen lernte, ist seinem Gedächtnis entschwunden.
 
Faust
Regieren und zugleich genießen.
Ein großer Irrtum. Wer befehlen soll,
Muss im Befehlen Seligkeit empfinden;
Der Würdigste - !  Genießen macht gemein.
 
Mephistopheles   
So ist er nicht! Er selbst genoss, und wie!
Indes zerfiel das Reich in Anarchie,
Wo groß und klein sich kreuz und quer befehdeten
Und Brüder sich vertrieben, töteten,
Burg gegen Burg, Stadt gegen Stadt,
In Kirchen Mord und Totschlag, vor den Toren
Ist jeder Kauf- und Wandersmann verloren.
Und allen wuchs die Kühnheit nicht gering;
Denn leben hieß: sich wehren! - Nun, das ging.
Die Tüchtigen, sie standen auf mit Kraft
Und sagten: Herr ist, der uns Ruhe schafft.
Der Kaiser kann`s nicht, will`s nicht - lasst uns wählen,
Den neuen Kaiser neu das Reich beseelen,
 
Faust
Das klingt sehr pfäffisch.
 
Mephistopheles   
Pfaffen waren`s auch!
Sie sicherten den wohlgenährten Bauch;
Sie waren mehr als andere beteiligt.
Der Aufruhr schwoll, der Aufruhr ward geheiligt;
Und unser Kaiser, den wir froh gemacht,
Zieht sich hierher, vielleicht zur letzten Schlacht.
 
Faust
Er jammert mich; 
 
Mephistopheles   
Befrei`n wir ihn!
 
Faust
Was kann da zu erwarten sein?
Trug! Zauberblendwerk! Hohler Schein.
 
Mephistopheles   
Erhalten wir dem Kaiser Thron und Lande,
So kniest du nieder und empfängst
Die Lehn von grenzenlosem Strande.
 
Faust
Nun, so gewinn auch eine Schlacht!
 
Mephistopheles   
Nein, du gewinnst sie! Dieses Mal
Bist du der Obergeneral.
 
Faust
Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe!
 
Mephistopheles greift Faust unter die Arme und stößt ihn vor sich her. Dabei veranstaltet er ein mörderisches Gebrüll, indem er Gewehrsalven immitiert.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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