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Strichfassung
 
 
50 Philemon und Baucis
 
Wanderer
Ja! Sie sind`s, die dunklen Linden,
Dort, in ihres Alters Kraft,
Und ich soll sie wiederfinden
Nach so langer Wanderschaft!
Ist es doch die alte Stelle,
Jene Hütte, die mich barg,
Als die sturmerregte Welle
Mich an jene Dünen warf!
Meine Wirte möcht ich segnen,
Hilfsbereit, ein wack`res Paar,
Das, um heut mir zu begegnen,
Alt schon jener Tage war,
Ach, das waren fromme Leute!
 
Seid gegrüßt,
Wenn, gastfreundlich, auch noch heute
Ihr des Wohltuns Glück genießt!
Baucis 
Leise!  leise!
Ruhe! Lass den Gatten ruhn!
Langer Schlaf verleiht dem Greise
Kurzen Wachens rasches Tun.
Wanderer
 Sage Mutter! bist du`s eben?
Meinen Dank noch zu empfahn,
Was du für des Jünglings Leben
Mit dem Gatten einst getan?
Bist du Baucis, die geschäftig
Halb erstorb`nen Mund erquickt?
 
Du, Philemon, der so kräftig
Meinen Schatz der Flut entrückt?
Jenes grausen Abenteuers
Lösung war euch anvertraut.
 
Und nun lasst hervor mich treten,
Schau`n das grenzenlose Meer!
Lasst mich knien, lasst mich beten!
Mich bedrängt die Brust sosehr. 
Philemon
Eile nur, den Tisch zu decken,
Wo`s im Gärtchen munter blüht.
Lass ihn rennen, ihn erschrecken,
Denn er glaubt nicht, was er sieht.
Kluger Herren kühne Knechte
Gruben Gräben, dämmten ein,
Schmälerten des Meeres Rechte,
Herrn an seiner Statt zu sein.
Komm nun aber und genieße,
Denn die Sonnen scheidet bald. -
Dort im Fernsten ziehen Segel,
Suchen nächtlich sichern Port.
Kennen doch ihr Nest die Vögel;
Denn jetzt ist der Hafen dort.
So erblickst du in der Weite
Erst des Meeres blauen Saum,
Rechts und links, in aller Breite,
Dichtgedrängt bewohnten Raum.
Baucis 
Bleibst du stumm? Und keinen Bissen
Bringst du zum verlechzten Mund?
Philemon
Möcht er doch vom Wunder wissen;
Sprichst so gerne, tu`s ihm kund.
Baucis 
Wohl! ein Wunder ist`s gewesen!
Lässt mich heute nicht in Ruh;
Denn es ging das ganze Wesen
Nicht mit rechten Dingen zu.
Philemon
Kann der Kaiser sich versünd`gen,
Der das Ufer ihm verliehn?
Nicht entfernt von unseren Dünen
Ward der erste Fuß gefasst,
Zelte, Hütten! - Doch im Grünen
Richtet bald sich ein Palast.
Baucis 
Tags umsonst die Knechte lärmten,
Hack und Schaufel, Schlag um Schlag;
Wo die Flämmchen nächtig schwärmten,
Stand ein Damm den andern Tag.
Menschenopfer mussten bluten,
Nachts erscholl des Jammers Qual;
Meerab flossen Feuergluten,
Morgens war es ein Kanal.
Gottlos ist er, ihn gelüstet
Unsre Hütte, unser Hain;
Wie er sich als Nachbar brüstet,
Soll man untertänig sein.
Philemon
Hat er uns doch angeboten
Schöner Gut im neuen Land!
Baucis 
Traue nicht dem Wasserboden,
Halt auf deiner Höhe stand!
Philemon
Lasst uns zur Kapelle treten,
Letzten Sonnenblick zu schaun!
Lasst uns läuten, knieen, beten
Und dem alten Gott vertraun!
 
 
 
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