Durch den beschriebenen
„Kunstgriff“, der Faust in ein Koma versetzt und damit gestattet, den „Teil II“
größtenteils in eine imaginäre Traumwelt zu setzen, kann zwar eine lineare und
logisch begründbare Szenenfolge erreicht werden, die Unmenge von Ereignissen
bleibt allerdings weiterhin unüberschaubar. Also wurde eine Rahmenhandlung in mehreren
Ebenen entwickelt.
Auf der untersten Ebene
agieren die dem „normalen Volk“ zugehörigen Personen (Handwerker, Gärtner,
Studenten usw.). Auch Marthe, Valentin und Margarethe sind dieser Ebene
zuzuordnen.
Faust, Wagner, Baccalaureus
als Gelehrte, als Wissenschaftler, würde man nach heute üblicher Definition dem
sogenannten „Bildungsbürgertum“ zuordnen. Diese Ebene vermischt sich durch die
Vereinigung von Faust mit Margarethe, die sich im Laufe der Handlung in diese
zweite Ebene emporhebt.
Beide Ebenen bilden das
„Volk“ im herkömmlichen Sinne.
Über dem „Volk“ steht die
Ebene der Mächtigen, der Herrscher, der Legislative und der Exekutive. Das ist
die Ebene der Könige, Kaiser, Bischöfe und Päbste, Götter und Teufel – also
auch die des Mephistopheles und des Panthyranns ,
Sie spiegeln eine vom
Menschen geschaffene „göttliche“ Ebene wider. Hier ist nochmals zu beachten,
dass im „Faust 2015“ den Gestalten Mephistopheles und dem „Herrn“ (hier Panthyrann)
jede wahre Göttlichkeit, jede überirdische Macht, abgesprochen wird.
Im „Faust 2015“ wird über
diese Ebene eine fiktive Gestalt gestellt – Mater Agape – die Mutter der
Nächstenliebe. Ihr zugeordnet ist ein mystischer Riesenvogel – Corvus Mysticus.