09 Metamorphosen im Faust 2015 - faust-1-faust-2-inszenierung.com

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Konzeption
Metamorphosen im „Faust 2015“
 
Auch der „Faust 2015“ ist nicht frei von Verwandlungen, von Phantasien, von Irrealem.
1 „Zueignung“
Vor Beginn der Vorstellung sitzen Gott und Teufel (Panthyrann und Mephistopheles) auf der Bühnenrampe und würfeln um Menschenseelen. Nicht überirdische Wesen sind es, sondern Menschen – Komödianten, Philosophen experimentierfreudige Mönche? Sie geben ihre wahre Herkunft nie preis.
2 „Vorspiel auf dem Theater“
Egal, wer sie sind, sie geben sich als Schauspieler und Regisseure, um in einem Wandertheater dem Publikum zu zeigen, was die Erfindung der Religionen für die Menschheit bedeutet.  
3 „Prolog im Himmel“
Der Planet Erde als Gefängnis für „Gott, den Herrn“, der hier zur zwielichtigen Gestalt, auch zum Sisyphus, wird.  Engel als Domestiken des Herrn. Der Herr und der Teufel als kumpelhafte Gesellen.
4 „Geburt und Machtergreifung der Religion“
Der Mensch in ursprünglicher Freiheit und Natur ordnet sich bis zur Selbstverachtung unter die Macht der Religionen.
5 „Nacht“
Die Szene beginnt noch ohne Text in der Jetztzeit“. Im Laufe des ersten Monologes erfolgt eine Zeitverschiebung, die den neuzeitlichen Forscher Dr. Faust zum mittelalterlichen Gelehrten macht.
Ursache für diese Verwandlung:  Dr. Faust liest in dem Buch „Faust I/II“ und gerät gedanklich in eine Zeitreise. Faust greift zur Metaphysik. Panthyrann und Mephistopheles nehmen an dieser Verwandlung teil und spielen den Erdgeist.
6 „Vor der Stadt“
Wieder liest Faust im Buch „Faust I/II“ und wird von einem zufällig vorbeilaufenden Mädchen (Margarethe) beim Zitieren der Verse unterstützt. Mephistopheles inszeniert sich als schwarzer Pudel.
7 „Bibliothek 1“
Die Verwandlung des schwarzen Pudels in die Gestalt des Mephistopheles vollzieht sich. 
8 „Bibliothek 2“
Der berühmte Pakt wird besiegelt. Mephistopheles „spielt“ und zaubert
ein gewaltiges Auditorium einer Weltuniversität in die Billiothek. Die simple Schülerszene zeigt zum ersten Mal die Brutalität religiösen Wahnes - eine Steinigungsszene.
9, 10 „Auerbachs Keller in Leipzig“, „OP-Saal“
Es herrscht wieder Gegenwart. Mephistopheles treibt wüste Scherze mit den Saufbrüdern und lässt Wasser zu Wein werden.
Im OP-Saal einer Schönheitschirurgie wird aus dem Greis ein Mann im besten Alter.
Die Narkoseärztin erscheint Faust als das  Mädchen, das Faust am Ostersonntag beim Rezitieren der Goetheverse unterstützt hat. Das Interesse am   anderen Geschlecht ist geweckt.
11 „Kirchplatz“
Zurück im Mittelalter. Faust pocht auf den Vertrag. Noch heute soll die Dirne in seinem Bett liegen.        
12 „Abend“
13 „Dialog 1“
14 „Marthes Garten“
15 „Dialog 2“
16 „Erste Begegnung“
17 „Liebesgeständnis“
18 „Dialog 3 / Margarethes Zimmer“
Nun liest Margarethe im „Faust“ Goethes. Mephistopheles unterstützt mittels einer sich entblätternden Rose die böse Ahnung ihres Schicksals und ihre Verwandlung zur bewusst leidenden Frau beginnt.
Unbewusst folgt sie dem Weg, den ihr die Lektüre des „Faust I“ weissagt.
Die Wandlung des unwissend einfältig gottesgläubigen Mädchens zum Symbol des „Ewig Weiblichen“  nimmt ihren Anfang.
19 „Der Rosentraum“
Margarethe schwebt in Liebeslust-Träumen.
Pantyrann und Mephistopheles träumen mit, vergessen ihre Geschlechtszugehörigkeit für Momente und lassen ihrer „Lust“ freien Lauf.
20 „Unter der Laterne 1“
21 „Am Taufbecken“
22 „ Unter der Laterne 2“
23 „Valentins Tod“
Margarethe wird durch den Mord an ihrem Bruder mit der Bestätigung ihres vorbestimmten Schicksals mit letzte Konsequenz konfrontiert und versucht, dieses Schicksal selbstbewusst und würdevoll auf sich zu nehmen.
Mephistopheles und Pantyrann werden zu Krankenpflegern am Bett Fausts.
24 “Faust im Koma”
25 „Sinfonia Feminina“
Der Almanach zaubert Tragödien der Menschheut herbei.
26 „Dom“
Margarethe ist am Ende – verzweifelt, ohne Hoffnung mit dem Schrei: Welt, warum hast du mich verlassen?
27 „Thronsaal des Kaisers“
Die Träume Fausts nehmen Gestalt an.  
Mephistopheles verwandelt sich in einen Hofnarren, Faust in den gelehrten Weltverbesserer.
28 „Karneval“
Verwandlungen – Verkleidungen – Metamorphosen gehören zu diesem Riesenspektakel. So lässt sich Faust als Plutus feiern, Mephistopheles führt Regie bei den makabren Späßen mit dem König, ohne erkannt zu werden. Die Menge wird in die Irre geführt und Der Knabe Wagenlenker als Symbol der Poesie wird später als Euphorion, als Sohn des Traumpaares Faust / Helena erneut auf die Bühne kommen. 
29 „Intermezzo „Erinnerungen“
30 „An der Börse“
Der Almanach des Mephistopheles macht die Zeitsprünge möglich, so dass die Erfindung des Papiergeldes in die Frankfurter Börse verlegt wird. Die Pleite des Staates wird in Reichtum verwandelt.
31 „Der Weg zu den Müttern“
32 „ Intermezzo „Die Mütter“
Schaudern erfasst Faust beim Hören des Wortes „Mütter“. Vergleichbar der Weltarena in der Szene „8 Bibliothek 2“ wird dieser Begriff weltumfassend auf das Leid der Frau bezogen, wie es auch in dem ersten Intermezzo „4 Geburt und Machtergreifung der Religion“ angedeutet wurde. Die Mutter mit dem im Krieg gefallenen Sohn wird Symbol für alles Leiden der Frauen und Mütter. Auch deuten Mephistopheles und Pantyrann hier die bevorstehende Dramatik um Margarethe mit dem Kinde Fausts an.
33 „Warten auf Helena“
34 „Helena und Paris“
Im Traum verwandelt sich Faust zum eifersüchtigen, gewaltbereiten Tyrannen. 
35 „Im Krankenzimmer“
36 „Die Geburt des Homunculus“
Wagner ist es gelungen, einen Retortenmenschen zu bauen. Ein halbfertiges Menschlein voller Intelligenz, aber ohne die Fähigkeit, zu lieben – Die Liebe, die Vermenschlichung des Geistes, ist die Lebensqualität, nach der dieser Homunculus in der folgenden Klassischen Walpurgisnacht sucht ebenso wie Faust nach der Erfüllung seiner Liebesträume mit Helena.
Beide suchen weniger die Verwandlung als die Umwandlung oder Vervollkommnung ihrer Liebesfähigkeit. Homunculus geht an deren Erfüllung zugrunde und Faust liegt – noch immer – im Koma.
37 „Klassische Walpurgisnacht“
Der Almanach und die Phantasie eines Mephistopheles machen den Zeitsprung in die Antike möglich. Am Ende der Szene verwandelt sich Mephistopheles in die Schreckensgestalt Phorkyas, mit dem Ziel, Faust in dessen wilden Träumen Helena zuzuführen.  
38 „Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta“
Die Verwandlung Mephistopheles` in das Ungeheuer Phorkyas ist gelungen und die Vorbereitung zur Vereinigung Fausts mit Helena scheint wie ein Nebentraum im Koma Fausts.
39 „Helena und Faust“
Eine der tiefgreifendsten Metamorphosen des „Faust 2015“ ist das Zusammenfügen der beiden großen Frauengestalten des „Faust I/II“ zu einer Gestalt. Mephistopheles und Panthyrann nutzen Fausts Komazustand. aus und versuchen, ihn die Frau, die er schmählich betrogen hat, nicht vergessen zu lassen. Margarethe soll ihm allgegenwärtig sein. Zur Steigerung geben sie auch dem Mädchen, das der gemeinsame Sohn Euphorion gewaltsam nehmen und entführen will, das Gesicht Margarethes. Doch Faust bleibt im Traum wie im Leben.
40 „Walpurgisnacht“
Mephistopheles und Panthyrann läuft, nachdem Margarethe ihr Kind ent49         bunden hat, die Zeit weg und sie planen den letzten Alptraum, indem sie Faust in der  Walpurgisnacht am 31. April auf den Brocken führen, den sie in einen Berg aus weiblichen Brüsten verwandelt haben. Sie zeigen ihm das riesige Abbild Margarethes und verweisen auf ihr furchtbares Schicksal, an dem einzig Faust als Verführer schuld ist. Da alles nichts hilft, lassen sie ihn in die Tiefe eines Kraters stürzen. Im freien Fall wird das Ziel erreicht und Faust ist wieder „Mensch“.
41 „Dialog 4“
In Faust rührt sich etwas wie Reue Mephistopheles frohlockt und Panthyrann grinst dazu.
42 „Intermezzo „Mater Agape“
43 „Ritt zu Margarethe“
44 „Die Todeszelle 1“
45 „Intermezzo „Margarethes letzter Traum“
46 „Die Todeszelle 2“
Margarethes Wandlung zum Synonym der „Weiblichkeit an sich“ hat sich endgültig vollzogen. Der am zerbrochenen Kruzifix gefesselten Margarethe erscheint das alte Paar Philemon und Baucis. Mephistopheles bringt diese Metamorphose auf die Bühne, um sein eigenes Mitleid mit dieser unschuldig Leidenden zu zeigen. Ein solches Schicksal ist selbst für den Teufel zu viel.
Faust ergreift skrupellos die Flucht und zeigt unverändert die „Gewissenlosigkeit“.
47 „Dialog 5“
48 „Revolution“
49 „Die besiegte Revolution“
50 „Philemon und Baucis“
53 „Die Sorge“
Diese Zwittergestalt, denn ob sie von Mephistopheles/Panthyrnn oder von der Mater Agape gesendet wurde, wird nicht erkennbar, erscheint Faust, will ihn letztmalig zur Umkehr bewegen, macht ihn blind, aber er wehrt sich, will seine Schuld nicht erkennen, nicht bereuen. 
52 „Tiefe Nacht“
53 „Die Sorge“
Diese Zwittergestalt, denn ob sie von Mephistopheles/Panthyrnn oder von der Mater Agape gesendet wurde, wird nicht erkennbar, erscheint Faust, will ihn letztmalig zur Umkehr bewegen, macht ihn blind, aber er wehrt sich, will seine Schuld nicht erkennen, nicht bereuen. 
54 „Das Ende“
Faust läuft blind ins Freie und gerät auf den Kriegerfriedhof.
Der Regieplan Mephistopheles` und Panthyranns wird durchkreuzt von einem Zwischenfall. Kinder spielen Krieg und ein kleines Mädchen flüchtet sich vor einer Bagatelle – einer großen Spinne -  zu Faust, umklammert Schutz suchend die Beine des alten Mannes.
Faust streicht dem Mädchen zärtlich über den Kopf und das erste Mal in seinem Leben spürt er, dass er Tränen vergießen kann, nicht aus Trauer sondern vor Glück, einem Menschenleben Schutz bieten zu dürfen. Hier in diesen kurzen Momenten geschieht die „große Metamorphose“ in Fausts Leben, die ihn bereit macht zur Vergebung - nicht der Vergebung durch eine fragwürdige Religion sondern Vergebung durch die Macht der Liebe.
 
Diese Macht, verkörpert durch die Mater Agape, lässt die Seele Fausts in Regionen entschwinden, in der sich die Seele Margarethes bereits befindet. Die Vereinigung beider findet nun statt und Faust kann sich der Vergebung durch die im Erdenleben von ihm betrogene Frau sicher sein. 
55 „Grablegung“
56 „Epilog“
Das „Ewig Weibliche“ hat gesiegt und Mephistopheles und Panthyrann sehen verschämt ins Leere und würfeln am Ende in dümmlicher Spielernatur weiter um Menschenseelen – spielen „Religion“.
 
 
 
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