37 Klassische Walpurgisnacht Teil 2 - faust-1-faust-2-inszenierung.com

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Klassische Walpurgisnacht / Teil 2
Pharsalische Felder / Am oberen Peneios
Seismos 
Einmal noch mit Kraft geschoben,
Mit den Schultern brav gehoben!
So gelangen wir nach oben,
Wo uns alles weichen muss.
Sphinxe
Welch ein widerwärtig Zittern,
Hässlich grausenhaftes Wittern!
Welch unleidlicher Verdruss!
Doch wir ändern nicht die Stelle,
Bräche los die ganze Hölle.                       
Greife
Gold in Blättchen, Gold in Flittern                             
Durch die Ritzen seh ich zittern.
Lasst euch solchen Schatz nicht rauben!
Imsen, auf! es auszuklauben.
Chor der Ameisen
In solchen Ritzen
Ist jedes Bröselein
Wert zu besitzen.
Allemsig müsst ihr sein,                                                       
Ihr Wimmelscharen;
Nur mit dem Gold herein!
Den Berg lasst fahren!                     
Greife
Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf,
Wir legen unsere Klauen drauf;
Pygmäen
Fraget nicht, woher wir kommen;
Denn wir sind nun einmal da!
Pygmäen-Älteste
Ihr Imsen alle,
Rührig im Schwalle,
Mephistopheles 
Die nordischen Hexen wusst ich wohl zu meistern,
Mir wird`s nicht just mit diesen fremden Geistern.               
Lamien
Geschwind! Geschwinder!
Und immer weiter!
Es ist so heiter,
Den alten Sünder
Uns nach zu ziehen
Zu schwerer Buße.
Mit starrem Fuße                                                                           
Kommt er geholpert,
Einhergestoplpert;
Er schleppt das Bein,
Wie wir ihn fliehen,
Uns hinterdrein.
Mephistopheles 
Wo man sie anfasst, morsch in allen Gliedern.
Man weiß, man sieht`s, man kann es greifen,
Und dennoch tanzt man, wenn die Luder pfeifen!
Lamien
Halt! Er besinnt sich, zaudert, steht;
Entgegnet ihm, dass er euch nicht entgeht!                  
Mephistopheles 
Denn wenn es keine Hexen gäbe,
Wer Teufel möchte Teufel sein!
Lamien
Kreisen wir um diesen Helden!
Liebe wird in seinem Herzen
Sich gewiss für eine melden.
Mephistopheles 
Zwar bei ungewissem Schimmer
Scheint ihr hübsche Frauenzimmer,
Und so möcht ich euch nicht schelten.
Lamien
Die ist in unserm Kreis zuviel,
Verdirbt doch immer unser Spiel.
Empuse 
Begrüßt von Mühmichen Empuse,
Der Trauten mit dem Eselsfuße!
Du hast nur einen Pferdefuß,
Und doch, Herr Vetter, schönsten Gruß!
Mephistopheles 
Hier dacht ich lauter Unbekannte
Und finde leider Nahverwandte;
Es ist ein altes Buch zu blättern
Vom Harz bis Hellas immer Vettern!
Ich merk, es hat bei diesen Leuten
Verwandtschaft Großes zu bedeuten;
Auch diese Mühmichen, zart und schmächtig,                                                         
Sie sind mir allesamt verdächtig,
Und hinter solcher Wänglein Rosen                                               
rcht ich doch auch Metamorphosen.
Lamien
Versuch es doch! Sind unsrer viele.
Greif zu! Und hast du Glück im Spiele,
Erhasche dir das beste Los!
Mephistopheles 
Die Schönste hab ich mir erlesen -
O weh mir! Welch ein dürrer Besen!
Und diese? - Schmähliches Gesicht!
Lamien
Verdienst du`s besser? Dünk es nicht!      
Mephistopheles 
Wo will`s hinaus? - Noch eine Dicke,
An der ich mich vielleicht erquicke!
Doch ach! Der Bovist platzt entzwei!
                                   
Absurd ist`s hier, absurd im Norden,
Gespenster hier wie dort vertrackt,
Volk und Poeten abgeschmackt.                                          
Ich griff nach holden Maskenzügen
Und fasste Wesen, dass mich schauerte -
Ich möchte gerne mich betrügen,
Wenn es nur länger dauerte.                                       
Wo find ich meine Sphinxe wieder?
So toll hätt ich mir`s nicht gedacht:
Ein solch Gebirg in einer Nacht!
Das heiß ich frischen Hexenritt:
Die bringen ihren Blocksberg mit.
Ein Licht, das gar bescheiden glüht.
Wie sich das alles fügen muss!
Fürwahr, es ist Homunculus!
Woher des Wegs, du Kleingeselle?
Homunculus
Ich schwebe so von Stell zu Stelle
Und möchte gern im besten Sinn entstehn,
Zwei Philosophen bin ich auf der Spur!                      
Ich horchte zu, es hieß: „Natur! Natur!"
Mephistopheles 
Wo Gespenster Platz genommen.
Ist auch der Philosoph willkommen.
Willst du entsteh`n, entsteh auf eigne Hand!
Thales
Im Feuchten ist Lebendiges entstanden.
Homunculus
Lasst mich an eurer Seite gehn!
Mir selbst gelüstet`s, zu entstehn.
Anaxagoras
Schnell quillt der Berg von Myrmidonen,                   
Die Felsenspalten zu bewohnen:
Pygmäen, Imsen, Däumerlinge
Und andre tätig kleinen Dinge.
Nie hast du Großem nachgestrebt,
Einsiedlerisch-beschränkt gelebt;
Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen,
So lass ich dich als König krönen.
Homunculus
Was sagt mein Thales?
Thales
Wills nicht raten;
Mit Kleinen tut man kleine Taten,
Mit Großen wird der Kleine groß.
Homunculus
Schaut hin nach der Pygmäen Sitz:
Der Berg war rund, jetzt ist er spitz!
Thales
Nun fort zum heitern Meeresfeste!
Dort hofft und ehrt man Wundergäste.
Homunculus
Neugierig aber wär ich, nachzuspüren,
Womit sie Höllenqual und -flamme schüren.
Dryas 
In deinem Lande sei einheimisch klug,                                  
Im fremden bist du nicht gewandt genug.
Du solltest nicht den Sinn zur Heimat kehren,
Der heiligen Eichen Würde hier verehren.
Homunculus
Man denkt an das, was man verlies;
Was man gewohnt war, bleibt ein Paradies. -
Doch sagt: Was in der Höhle dort
Bei schwachem Licht sich dreifach hingekauert?
Dryas 
Die Phorkyaden! Wage dich zum Ort                                   
Und sprich sie an, wenn dich nicht schauert!
Homunculus
Warum denn nicht! - Ich sehe was - und staune!
So stolz ich bin, muss ich mir selbst gestehn:
Dergleichen hab ich nie gesehn,
Die sind ja schlimmer als Alraune!-                            
Wird man die unverworf`nen Sünden
Im mindesten noch hässlich finden,
Wenn man dies Dreigetüm erblickt?
Wir litten sie nicht auf den Schwellen                                  
Der grauenvollsten unsrer Höllen;
Hier wurzelt`s in der Schönheit Land,
Das wird mit Ruhm antik genannt -
Sie regen sich, sie scheinen mich zu spüren,
Sie zwitschern pfeifend, Fledermaus-Vampyren.
Phorkyas
Gebt mir das Auge, Schwestern, dass es frage,                                                         
Wer sich so nah an unsre Tempel wage!
Homunculus
Verehrteste! Erlaubt mir, euch zu nahen
Und euren Segen dreifach zu empfahen.
Ich trete vor, zwar noch als Unbekannter,
Doch, irr ich nicht, weitläufiger Verwandter.
Altwürdige Götter hab ich schon erblickt,
Doch euresgleichen hab ich nie erblickt!
Ich schweige nun und fühle mich entzückt.
Phorkyaden         
Er scheint Verstand zu haben, dieser Geist.
Homunculus
Nur wundert`s mich, dass euch kein Dichter preist.
Und sagt! Wie kam`s, wie konnte das geschehn?
Im Bilde hab ich nie euch Würdigste gesehn!
Phorkyaden         
Versenkt in Einsamkeit und stillste Nacht,
Hat unser Drei noch nie daran gedacht!
Homunculus
Wie sollt es auch, da ihr, der Welt entrückt,
Phorkyaden         
Schweige still und gib uns kein Gelüsten!
In Nacht geboren, Nächtlichem verwandt,
Beinah uns selbst, ganz allen unbekannt.
Homunculus
Euch dreien g`nügt Ein Auge, g`nügt Ein Zahn;
Da ging` es wohl auch mythologisch an,
In zwei die Wesenheit der drei zu fassen,
Der Dritten Bildnis mir zu überlassen,
Auf kurze Zeit.
Eine
Wie dünkts euch? ging` es an?
Die anderen
Versuchen wir s! - Doch ohne Aug und Zahn.
Phorkyaden         
Es sei!
Homunculus
Da steh ich schon,
Des Chaos vielgeliebter Sohn!
Phorkyaden         
Des Chaos Töchter sind wir unbestritten.
Homunculus
Man schilt mich nun, o Schmach! Hermaphroditen.
Phorkyaden         
Im neuen Drei der Schwestern welche Schöne!
Wir haben zwei der Augen, zwei der Zähne!
Homunculus
Vor aller Augen muss ich mich verstecken,
Im Höllenpfuhl die Teufel zu erschrecken.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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