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42 Dialog 4 
 
Faust
Im Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen! Als Missetäterin im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt das holde unselige Geschöpf! Bis dahin! dahin - Verräterischer nichtswürdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht! - Steh nur, steh! wälze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum! Steh und trutze mir durch deine unerträgliche Gegenwart! - Gefangen! Im unwiderbringlichen Elend! Bösen Geistern übergeben und der richtenden gefühllosen Menschheit! - Und mich wiegst du  indes in abgeschmackten Zerstreuungen, verbirgst mir ihren wachsenden Jammer und lässest sie hülflos verderben!
Mephistophleles 
Sie ist die Erste nicht!
Faust
Hund! abscheuliches Untier!  „Die Erste nicht!" - Jammer! Jammer! von keiner Menschenseele zu fassen, dass mehr als Ein Geschöpf in die Tiefe dieses Elends versank, daß nicht das Erste genugtat für die Schuld aller übrigen in seiner windenden Todesnot vor den Augen des Ewig-Verzeihenden! Mir wühlt es Mark und Leben durch, das Elend dieser Einzigen; du grinst gelassen über das Schicksal von Tausenden hin!
Mephistophleles 
Nun sind wir schon wieder an der Grenze unseres Witzes, da, wo euch Menschen der Sinn überschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn du sie nicht durchführen kannst?
Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns?
Faust
Mir ekelts! - Großer, herrlicher Geist, der du mir zu erscheinen würdigtest, der du mein Herz kennest und meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden, der sich am Schaden weidet und am Verderben sich lechzt?
Mephistophleles 
Endigst du?
Faust
Rette sie! oder weh dir! Den grässlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende!
Mephistophleles 
Ich kann die Bande des Rächers nicht lösen, seine Riegel nicht öffnen. – „Rette sie!" - Wer war`s, der sie ins Verderben stürzte? Ich oder du?
Greifst du nach dem Donner? Wohl,  daß er euch elenden Sterblichen nicht gegeben ward! Den unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern, das ist so Tyrannenart, sich in Verlegenheiten Luft zu machen.
Faust
Bringe mich hin! Sie soll frei sein!
Mephistophleles 
Und die Gefahr, der du dich aussetzest? Wisse, noch  liegt auf der Stadt Blutschuld  von deiner Hand! Über des Erschlagenen Stätte schweben rächende Geister und lauern auf den Wiederkehrenden Mörder.
Faust
Noch das von dir! Mord und Tod einer Welt über dich Ungeheuer! Führe mich hin, sag ich, und befrei sie!
Mephistophleles 
Ich führe dich, und was ich tun kann, höre! Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des Türmers Sinne will ich umnebeln, bemächtige dich der Schlüssel und führe sie heraus mit Menschenhand! Ich wache, die Zauberpferde sind bereit, ich entführe euch. Das vermag ich.
Faust
Auf und davon!
 
 
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