53 Die Sorge - faust-1-faust-2-inszenierung.com

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Strichfassung
 
 
53 Die Sorge
 
Erste 
Ich heiße der Mangel.
Zweite
Ich heiße die Schuld.
Dritte
Ich heiße die Sorge.       
Vierte         
Ich heiße die Not.
Zu Drei
Ihr Schwestern, ihr könnt nicht und dürft nicht hinein.
Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schlüsselloch ein.
Mangel
Ihr, graue Geschwister, entfernt euch von hier!
Schuld
Ganz nah an der Seite verbind ich mich dir.
Not
Ganz nah an der Ferse begleitet die Not.
Zu Drei
Es ziehen die Wolken, es schwinden die Sterne!
Dahinten, dahinten! Von ferne, von ferne,
Da kommt er, der Bruder, da kommt er der -----  Tod.
Faust
Vier sah ich komen, drei nur gehen;
Den Sinn der Rede konnt` ich nicht verstehen.
Es klang, als hieß` es: Not. Ein düst`res Reimwort folgte - Tod.
Es tönte hohl, gespensterhaft gedämpft.
Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll,
Dass niemand weiß, wie er ihn meiden soll.
 
Ist jemand hier?
Sorge
Die Frage fordert Ja!
Faust
Und du, wer bist denn du?
Sorge
Bin einmal da.
Faust
Entferne dich!      
Sorge
Ich bin am rechten Ort.
Faust
Nimm dich in Acht und sprich kein Zauberwort.
Sorge
Würde mich kein Ohr vernehmen,
Müsst es doch im Herzen dröhnen;
In verwandelter Gestalt
Üb ich grimmig Gewalt.
Stets gefunden, nie gesucht,
So geschmeichelt wie verflucht. –
Hast du die Sorge nie gekannt?“
Faust
Ich bin nur durch die Welt gerannt;
Ein jed` Gelüst ergriff ich bei den Haaren,
Was nicht genügte, ließ ich fahren,
Was mir entwischte, ließ ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht
Und abermals gewünscht und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt, erst groß und mächtig,
Nun aber geht es weise, geht bedächtig.
Der Erdenkreis ist mir genug bekannt.
Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt;
Sorge
Wen ich einmal mir besitze,
Dem ist alle Welt nichts nütze;
Ewiges Düstre steigt herunter,
Sonne geht nicht auf noch unter.
Faust
Hör auf! So kommst du mir nicht bei!     
Ich mag nicht solchen Unsinn hören.
Fahr hin! 
Sorge
Halber Schlaf und schlecht Erquicken
Heftet ihn an seine Stelle
Und bereitet ihn zur Hölle.
Faust
Dass geistig-strenge Band ist nicht zu trennen;
Doch deine Macht, o Sorge, schleichend groß,
Ich werde sie nicht anerkennen.
Sorge
Erfahre sie, wie ich geschwind
Mich mit Verwünschungen von dir wende!
Die Menschen sind im ganzen Leben blind,
Nun, Fauste, werde du`s am Ende!
 
 
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