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Strichfassung
 
 
12 Abend 
 
 
Margarethe
Ich gäb` was drum, wenn ich nur wüsst`,
Wer heut der Herr gewesen ist!
Mephistopheles
Herein, ganz leise, nur herein!
Faust
Ich bitte dich, lass mich allein!
Mephistopheles
Nicht jedes Mädchen hält so rein.
Faust
Ergreif mein Herz, du süße Liebespein,
Wie atmet rings Gefühl der Stille,
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
In dieser Armut welche Fülle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!
Was fasst mich für ein Wonnegraus!
Hier möchte` ich volle Stunden säumen.
Armsel`ger Faust, ich kenne dich nicht mehr.
Umgibt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang`s, so grade zu genießen,
Und fühle mich im Liebestraum zerfließen!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?
Und träte sie den Augenblick herein,
Wie würdest du für deinen Frevel büßen!
Der große Hans, ach, wie so klein!
Läg`, hingeschmolzen, ihr zu Füßen.
Mephistopheles
Geschwind! ich seh` sie unten kommen.
Margarethe
Es ist so schwül, so dumpfig hie.
Und ist doch eben so warm nicht drauss.
Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib -
Bin doch ein töricht furchtsam Weib!
 
Es war ein König in Thule,
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen gold`nen Becher gab.
 
Es ging ihm nichts darüber,
Er leer`t  ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.
 
Und als er kam zu sterben,
Zählt` er seine Städt` im Reich,
 
Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
Vieleicht bracht`s jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Was ist das? Gott im Himmel! Schau,
Wie sollte mir die Kette steh`n?
Wem mag die Herrlichkeit gehören?
Wenn nur die Ohrring` meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles! Ach, wir Armen!
 
 
 
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