Am Taufbecken im Inneren
des Domes. Dunkles Kirchenschiff. Margarethe und Lieschen haben Putzdienst im
Dom. Margarethe wischt den Fußboden mit Scheuertuch und Schrubber. Lieschen
putzt das Taufbecken. Sie tragen einfache knöchellange hellgraue Kleider mit
Schürzen. Die Haare haben sich beide mit Tüchern zusammengebunden. Margarethe
beendet ihre Arbeit, wringt das Scheuertuch über dem Eimer aus und kommt aus
dem Inneren des Kirchenschiffes auf Lieschen zu. Lieschen hat ebenfalls ihre
Arbeit unterbrochen und erwartet Margarethe am Taufbecken, um Frühstückspause
zu machen. Margarethe stellt an einer
der Säulen den schweren Eimer ab, lehnt den Schrubber an die Säule und greift
sich instinktiv an den Unterleib. Sie fühlt das Kind, das in ihr wächst, noch
nicht körperlich, aber sie spürt die Anstrengung, die sie die Arbeit kostet.
Sie wird von Übelkeiten und anderen Unannehmlichkeiten geplagt. In Gedanken
versunken, den Kopf leicht nach unten gebeugt, geht sie auf das Taufbecken zu.
Lieschen kaut und beobachtet argwöhnisch die schweigsame Freundin.
Margarethe malt mit dem
Finger Zeichen in die Wasseroberfläche. Lieschen schaut Margarethe an, steckt
zwei ihrer Finger ebenfalls in das Wasser und spritzt der Freundin eine kleine
Ladung Wasser ins Gesicht. Sie lacht im gleichen Moment laut heraus und
erschrickt selbst über die Ungehörigkeit, das geweihte Wasser in der Gegend
herum zu spritzen! Margarethe erschrickt, als wäre ein Eimer Wasser über ihr
ausgegossen worden. Sie schaut entgeistert auf, ist sprachlos, fühlt sich nackt
wie in einem Alptraum. Sie kommt zu sich und versucht, ihre Geistesabwesenheit
zu überspielen, indem sie sofort zu ihrem Stullenpaket greift, vom Brot abbeißt.
Sie kaut und kaut aber ihr Mund bleibt trocken. Sie würgt verzweifelt den
Bissen herunter.
Lieschen sucht nach Worten,
denn sie spürt, dass sie gemein war. Sie beginnt, von ihrer gemeinsamen
Freundin Bärbel zu reden, aber eigentlich meint sie Margarethe mit ihren
Sticheleien und versucht, sie in die Enge zu treiben und die Wahrheit von ihr
bestätigt zu bekommen.