28 Karneval Teil 1 - faust-1-faust-2-inszenierung.com

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28 Karneval / Teil 1
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Herold
Ein heitres Fest erwartet euch.
Gärtnerinnen
Euren Beifall zu gewinnen,
Schmückten wir uns diese Nacht,
Junge Florentinerinnen,
Niedlich sind wir anzuschauen,
Denn das Naturell der Frauen
Ist so nah mit Kunst verwandt.
Herold
Eilig, dass in Laub und Gängen
Sich ein Garten offenbare!
Mutter
Mädchen, als du kamst ans Licht,
Warst so lieblich von Gesicht
Und so zart am Leibchen.
Dachte dich sogleich als Braut,
Gleich dem Reichsten anvertraut,
Dachte dich als Weibchen.
 
Ach, nun ist schon manches Jahr
Ungenützt verflogen,
Welches Fest man auch ersann,
Ward umsonst begangen,
Heute sind die Narren los:
Liebchen, öffne deinen Schoß,
Bleibt wohl einer hangen. 
Holzhauer
Wir fällen Bäume,
Die krachen, schlagen;
Denn ihr erfröret,
Wenn wir nicht schwitzten.
Pulcinelle
Ihr seid die Toren,
Gebückt geboren!
Wir sind die Klugen,
Die nie was trugen;
Denn unsre Kappen,
Jacken und Lappen
Sind leicht zu tragen,
Parasiten
Es möchte Feuer
Selbst ungeheuer
Vom Himmel kommen,
Da brät`s und prudelt`s,                           
Da kocht und strudelt`s.
Der wahre Schmecker,
Der Tellerlecker,
Er riecht den Braten,
Er ahnet Fische;
Das regt zu Taten
An Gönners Tische.
Trunkener
Fühle mich so frank und frei;
Frische Lust und heitre Lieder,
Holt ich selbst sie doch herbei.
Und so trink ich! trinke, trinke!
Stoßet an, ihr! Tinke-tinke!
Bin ich doch, wo mirs behagt.
Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin,
Und am Ende borgt die Magd.
Immer trink ich! trinke, trinke!
Chor
Jeder Bruder trinke, trinke!
Toastet frisch ein Tinke-tinke!
Sitzet fest auf Bank und Span!
Atropos
Viel zu denken, viel zu sinnen
Gibt`s beim zarten Lebensfaden.
Klotho
Wisst, in diesen letzten Tagen
Ward die Schere mir vertraut;
Denn man war von dem Betragen
Unsrer Alten nicht erbaut.
Atropos
Und so bin ich gern gebunden,                 
Blicke freundlich diesem Ort;
Ihr in diesen freien Stunden
Schwärmt nur immer fort und fort!
Lachesis 
Fäden kommen, Fäden weifen,                 
Jeden lenk ich seine Bahn,
Keinen lass ich überschweifen,
Füg er sich im Kreis heran.
Könnt ich einmal mich vergessen,
Wär es um die Welt mir bang;
Stunden zählen, Jahre messen,
Und der Weber nimmt den Strang.  
Aglaia 
Anmut bringen wir ins Leben;
Leget Anmut in das Geben!
Hegemone 
Leget Anmut ins Empfangen!
Lieblich ists, den Wunsch erlangen.
Euphrosyne 
Und in stiller Tage Schranken
Höchst anmutig sei das Danken. 
Herold
Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen,
Wärt ihr noch so gelehrt in alten Schriften;
Sie anzusehn, die so viel Übel stiften,                         
Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen.
Die Furien sind es! niemand wird uns glauben,
Hübsch wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren;
Zwar sind sie tückisch; doch am heutigen Tage,
Wo jeder Narr sich rühmet seiner Mängel,
Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel,           
Bekennen sich als Stadt- und Landesplage.
Alekto 
Denn wir sind hübsch und jung und Schmeichelkätzchen;
Hat einer unter euch ein Liebesschätzchen,
Wir werden ihm so lang die Ohren krauen,
Megära 
Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden,   
Und niemand hat Erwünschtes fest in Armen,
Der sich nicht nach Erwünschtem törig sehnte.
Tisipone 
Gift und Dolch statt böser Zungen
Misch ich, schärf ich dem Verräter;
Liebst du andre: früher, später
Hat Verderben dich durchdrungen,
Muss der Augenblicke Süßtes                            
Sich zu Gischt und Galle wandeln!
Singe keiner vom Verderben!
Felsen klag ich meine Sache,                             
Echo, horch! erwidert: Rache!
Und wer wechselt, soll nicht leben.           
Herold
Belieb es euch, zur Seite wegzuweichen!
Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen.    
Verkünde jede, wer sie sei!
Furcht
Hier! ein Freund ist Feind geworden,
Ach, wie gern in jede Richtung
Flöh ich zu der Welt hinaus!
Doch von drüben droht Vernichtung,
Hält mich zwischen Dunst und Graus.
Hoffnung
Seid gegrüßt, ihr lieben Schwestern!
Werden wir in heitern Tagen
Ganz nach unserm eignen Willen,
Bald gesellig, bald alleine,
Frei durch schöne Fluren wandeln,
Nach Belieben ruhn und handeln
Und in sorgenfreiem Leben
Nie entbehren, stets erstreben.
Überall willkomm`ne Gäste,
Treten wir getrost hinein:
Sicherlich, es muss das Beste
Irgendwo zu finden sein.
Klugheit
Zwei der größten Menschenfeinde,
Furcht und Hoffnung angekettet,
Halt ich ab von der Gemeinde -
Platz gemacht! - ihr seid gerettet.
Gemurmel
Frisch! dahinten tanzt man schon -          
Nein! ich wollt, ich wär davon -
Ganz verdorben ist der Spaß -
Und die Bestien wollten das -
Herold
Seit mir sind bei Maskeraden
Heroldspflichten aufgeladen,
Wach ich ernstlich an der Pforte,
Dass euch hier am lustigen Orte
Nichts Verderbliches erschleiche;
Weder wanke, weder weiche,          
Doch ich fürchte, durch die Fenster
Ziehen luftige Gespenster,
Und von Spuk und Zaubereien
Wüsst ich euch nicht zu befreien.
Machte sich der Zwerg verdächtig,
Nun! dort hinten strömt es mächtig.
Die Bedeutung der Gestalten
Möcht ich amtsgemäß entfalten.
Aber was nicht zu begreifen,
Wüsst ich auch nicht zu erklären;
Helfet alle mich belehren! –
Seht ihrs durch die Mengen schweifen?-
Vierbespannt ein prächtiger Wagen
Wird durch alles durchgetragen;
Doch er teilet nicht die Menge,
Nirgend seh ich ein Gedränge.
Farbig glitzert`s in der Ferne,
Irrend leuchten bunte Sterne
Wie von magischer Laterne,                     
Schnaubt heran mit Sturmgewalt.
Platz gemacht! Mich schaudert`s!
Knabe Wagenlenker
Halt!
Rosse, hemmet eure Flügel,
Fühlet den gewohnten Zügel,
Diese Räume lasst uns ehren!
Herold, auf! nach deiner Weise,
Uns zu schildern, uns zu nennen;
Denn wir sind Allegorien,                                  
Und so solltest du uns kennen.
Herold
Wüsste nicht, dich zu benennen;
Eher könnt ich dich beschreiben.
Knabe Wagenlenker
So probier`s:
Herold
Man muss gestehn,
Erstlich bist du jung und schön.
Recht so von Haus aus ein Verführer.
Knabe Wagenlenker
Das lässt sich hören! Fahre fort,
Erfinde dir des Rätsels heitres Wort!                  
Herold
Der Augen schwarzer Blitz, die Nacht der Locken
Erheitert von juwel`nem Band!
Und welch ein zierliches Gewand
Fließt dir von Schultern zu den Socken             
Mit Purpursaum und Glitzertand!
Man könnte dich ein Mädchen schelten;
Knabe Wagenlenker
Und dieser, der als Prachtgebild
Hier auf dem Wagenthrone prangt?          
Herold
Er scheint ein König, reich und milde;               
Wohl dem, der seine Gunst erlangt!
Knabe Wagenlenker
Hierbei darfst du nicht stehen bleiben,
Du musst ihn recht genau beschreiben.
Herold
Das Würdige beschreibt sich nicht.
Als Herrscher scheint er mir bekannt.                
Knabe Wagenlenker
Plutus, des Reichtums Gott, genannt!
Derselbe kommt in Prunk daher,
Herold
Sag von dir selber auch das Was und Wie!
Knabe Wagenlenker
Bin die Verschwendung, bin die Poesie,
Bin der Poet, der sich vollendet,                        
Wenn er sein eigenst Gut verschwendet.
Auch ich bin unermesslich reich
Und schätze mich dem Plutus gleich,
Beleb und schmück ihm Tanz und Schmaus;
Das, was ihm fehlt, das teil ich aus.
Herold
Das Prahlen steht dir gar zu schön;
Doch lass uns deine Künste sehen!                     
Knabe Wagenlenker
Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen,   
Schon glänzt`s und glitzert? s um den Wagen:
Auch Flämmchen spend ich dann und wann,     
Herold
Wie greift und hascht die liebe Menge!
Doch da erleb ich neue Pfiffe:
Die Gabe flattert ihm davon.
Ihm krabbeln Käfer in der Hand;
Wie doch der Schelm so viel verheißt.
Knabe Wagenlenker
Hast du mir nicht die Windesbraut
Des Viergespannes anvertraut?
Lenk ich nicht glücklich, wie du leitest?
Bin ich nicht da, wohin du deutest?
Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt,
Hab ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten?
Plutus         
Wenn` nötig ist, dass ich dir Zeugnis leiste,
So sag ich gern: bist Geist von meinem Geiste.
Du handelst stets nach meinem Sinn,
Bist reicher als ich selber bin.
Ein wahres Wort verkünd ich allen:                  
Mein lieber Sohn, an dir hab ich Gefallen!
Knabe Wagenlenker
Die größten Gaben meiner Hand,
Seht! Hab ich rings umher gesandt:
Auf dem und jenem Kopfe glüht                                 
Ein Flämmchen, das ich angesprüht.
Von einem zu dem andern hüpft`s,
An diesem hält sich`s, dem entschlüpt`s,
Gar selten aber flammt`s empor               
Und leuchtet rasch in kurzem Flor;                   
Doch vielen, eh mans noch erkannt,
Verlischt es, traurig ausgebrannt. 
Weibergeklatsch
Da droben auf dem Viergespann
Das ist gewiss ein Scharlatan,
Er fühlt wohl nicht, wenn man ihn zwickt.         
Der Abgemagerte
Vom Leibe mir, ekles Weibsgeschlecht!
Ich weiß, dir komm ich niemals recht. –
Doch als in allerneusten Jahren
Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen
Und wie ein jeder böser Zahler
Weit mehr Begierden hat als Taler,
Da bleibt dem Manne viel zu dulden:
Wo er nur hinsieht, da sind Schulden.
Sie wendet`s, kann sie was erspulen,                 
An ihren Leib, an ihren Buhlen;
Auch speist sie besser, trinkt noch mehr
Mit der Sponsierer leid`gem Heer;           
Das steigert mir des Goldes Reiz:
Bin männlichen Geschlechts, der Geiz!
Weiber in Masse
Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe!         
Herold
Bei meinem Stabe! Ruh gehalten! -
Doch braucht es meiner Hülfe kaum:
Die Menge flieht, rein ist der Platz.          
Er tritt herab, wie königlich!
Ein Wunder ist es, wie`s geschah.
Plutus         
Nun frisch zu deiner Sphäre!          
Nur wo du klar ins holde Klare schaust,
Dir angehörst und dir allein vertraust,
Dorthin, wo Schönes, Gutes nur gefällt,
Zur Einsamkeit! - Da schaffe deine Welt!
Knabe Wagenlenker
So acht ich mich als werten Abgesandten,
So lieb ich dich als nächsten Anverwandten.
Wo du verweilst, ist Fülle; wo ich bin,
Fühlt jeder sich im herrlichsten Gewinn.
Auch schwankt er oft im widersinnigen Leben:          
Soll er sich dir, soll er sich mir ergeben?
Die deinen können freilich müßig ruhn;
Doch wer mir folgt, hat immer was zu tun.
Nicht insgeheim vollführ ich meine Taten,
Ich atme nur, und schon bin ich verraten.         
So lebe wohl! Du gönnst mir ja mein Glück;
Doch lisple leis, und gleich bin ich zurück.                  
Plutus         
Nun ist es Zeit, die Schätze zu entfesseln!
Die Schlösser treff ich mit des Herolds Rute.              
Es tut sich auf! schau her: in eh`rnen Kesseln
Entwickelt sich`s und wallt von goldnem Blute,
Zunächst der Schmuck von Kronen, Ketten, Ringen;
Es schwillt und droht, ihn schmelzend zu verschlingen.
Wechselgeschrei der Menge
Die Kiste ist zum Rand gefüllt! -
Herold
Was soll`s, ihr Toren? soll mir das?
Es ist ja nur ein Maskenspaß.
Glaubt ihr, man geb euch Gold und Wert?
Sind doch für euch in diesem Spiel
Selbst Rechenpfennige zu viel.                           
Plutus         
Wie`s blitzt und patzt, in Funken sprüht!
Der Stab, schon ist er angeglüht.
Herold
Du hast ein herrlich Werk vollbracht;
Wie dank ich deiner klugen Macht!
Plutus         
Noch braucht es, edler Freund, Geduld:
Es droht noch mancherlei Tumult.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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