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Faust 2015 > Ebene 31 Der Weg zu den Müttern
31 Der Weg zu den Müttern
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Szenenbild 01
Ein gerader Weg führt zum weit entfernten Schloss. Mephistopheles und Faust stehen im Vordergrund. Eine Fensterfront des Schlosses ist hell erleuchtet. Ein Fest wird gefeiert. Musik, z.B. ein Ländler aus einer Sinfonie  G. Mahlers kommt leise vom Schloss her.
Faust
Der Kaiser will, es muss sogleich geschehen,
Will Helena und Paris vor sich sehn;
Geschwind ans Werk!  Ich darf mein Wort nicht
brechen.
 
Mephistopheles schlägt sich verzweifelt an die Stirn, wendet sich ab und geht ein paar Schritte auf und ab. 
 
Mepistopheles              

Unsinnig war`s, leichtsinnig zu versprechen.
 
Faust
Erst haben wir ihn reich gemacht,
Nun sollen wir ihn amüsieren.
 
Mepistopheles              

Denkst Helenen so leicht hervorzurufen
Wie das Papiergespenst der Gulden. –
 
Faust
Da haben wir den alten Leierton!
Mit wenig Murmeln, weiß ich, ist`s getan;         
Wie man sich umschaut, bringst du sie zur Stelle.
 
 
Mepistopheles              

Das Heidenvolk geht mich nichts an,
Es braust in seiner eignen Hölle;
Doch gibt`s ein Mittel.
 
Faust
Sprich!
 
 
Mephistopheles nimmt Faust am Arm und drängt ihn zur Seite, um ihm das Geheimnis anzuvertrauen. Panthyrann ist inzwischen ebenfalls auf der Bühne erschienen, hat sich lässig an einen abseits stehenden Kubus gelehnt und lauscht erwartungsvoll. Er wittert ernste Begebenheiten und will sich die Freude am Spiel nicht nehmen lassen. Er kam aus dem schwarzen Hintergrund, für Faust unsichtbar. Mephistopheles bemerkt Panthyrann, da er ihm gegenüber steht. Beide nicken sich wie stets in solchen Fällen schelmisch zu. 
 
Mepistopheles              

Ungern entdeck ich höheres Geheimnis. -
Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit,
Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit;
Von ihnen sprechen ist Verlegenheit.
 
Mephistopheles steht sehr dicht vor Faust, hält ihn an der Schulter, um ihm die Worte förmlich in die Ohren zu blasen. Diese folgenden vier Wörter werden akustisch so verändert, dass sie mit Nachhall im Theaterraum einige Sekunden stehen bleiben, bevor sie abklingen. 
 
Mepistopheles              

Die Mütter sind es!
 
Ängstlich aufgeschreckt reagiert Faust:
 
Faust
Mütter!
 
Mepistopheles              

Schaudert`s dich?
 
Es schaudert Faust tatsächlich. Dass er auch einst eine Mutter hatte, ist seinem Gedächtnis abhandengekommen
 
Faust
Die Mütter! Mütter! - `s klingt so wunderlich.
 
Mepistopheles              

Das ist es auch. Göttinnen, ungekannt
Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt.
Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen;
Du selbst bist schuld, dass ihrer wir bedürfen.
 
Faust
Wohin der Weg?
 
Mepistopheles              

Kein Weg! Ins Unbetretene,
Nicht zu Betretende! Ein Weg ans Unerbetene,
Nicht zu Erbittende! Bist du bereit?
Von Einsamkeiten wirst umhergetrieben.
Hast du Begriff von Öd und Einsamkeit?
 
Faust
Hier wittert`s nach der Hexenküche,                  
Nach einer längst vergangenen Zeit.
 
Mepistopheles              

Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne,
 
Faust
Nur immer zu! Wir wollen es ergründen:
In deinem Nichts hoff ich das All zu finden.
 
Mephistopheles reicht Faust eine duftende große rote Rose mit den Worten:
 
Mepistopheles              

Hier, nimm!                   
 
Faust übernimmt die Rose teilnahmslos.
 
Faust
Den Müttern! Trifft`s mich immer wie ein Schlag.
Was ist das Wort, das ich nicht hören mag?
 
Mephistopheles
Bist du beschränkt, dass neues Wort dich stört?
Willst du nur hören, was du schon gehört?
 
Faust
Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil;
Wie auch die Welt ihm das Gefühl verteure,               
Ergriffen, fühlt er tief das Ungeheure.
 
Mephistopheles
Versinke denn! Ich könnt auch sagen: steige!
 
Faust
Die Brust erweitert, hin zum großen Werke.
 
Das Schaudern Fausts hat sich in Tatendrang und Erlebnislust verwandelt. Er schiebt sich achtlos die Rose mit er Blüte zuerst in die Hosentasche. Mephistopheles betrachtet Faust ungläubig von oben bis unten und meint scherzhaft zu ihm.
 
Mephistopheles
So ist´s recht!
Der erste, der sich jener Tat erdreistet,                        
Sie ist getan, und du hast es geleistet.
 
Faust
Und nun was jetzt?
 
Mephistopheles
Dein Wesen strebe nieder;
Versinke stampfend, stampfend steigst du wieder.
 
Faust macht stampfende etwas albern wirkende Schritte in Richtung Bühnenhorizont. Die schemenhaften Bilder kommen ihm entgegen. Faust geht und spürt die Anwesenheit eines Menschengesichtes. Er bleibt stehen und dreht sich vorsichtig um. Eine diffuse Projektion schaut ihn an. Ein greisenhaftes Frauengesicht lächelt aus den vielen Falten und Runzeln voller Güte. Aus den Augen löst sich je eine große schillernde Träne. Damit beginnt sich das Gesicht wieder zu verflüchtigen. Faust läuft weiter
Eine weitere Projektion: das Abbild einer jungen Frau, die sich bei weiterer Entwicklung als Margarethe entpuppt. Ihre Züge sind starr, ihr Blick ist leblos ins Leere gerichtet. Und wieder verschwindet die Erscheinung. Ein Mädchenkopf, auffallend bleich, erscheint. Das Bild bleibt für zwei Sekunden im Raum stehen, bis Leben in die Erscheinung kommt und seine Lippen akustisch kaum hörbar das Wort „Papa" formen. Faust schüttelt sich.
Mephistopheles verfolgt Faust mit besorgten Blicken. Panthyrann steht, ebenfalls Faust nachblickend, dicht neben Mephistopheles.
 
Mephistopheles
Neugierig bin ich, ob er wiederkommt.
 
Szenenbild 02
 
 
 
 
 
 
 
 
Nahtloser Übergang zum  Szenenbild „32 Intermezzo - Die Mütter“
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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