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Faust 2015 > Ebene 33 Warten auf Helena
33 Warten auf Helena
 
Mephistopheles läuft ungeduldig und erregt von einem Ende der Bühne zum anderen, wieder zurück und stößt mit dem ebenfalls aufgeregten Herold zusammen. Beide liegen sich ungewollt in den Armen – und es kann gelacht werden. Der Marschalk tritt dazu und schüttelt nur den Kopf über den Herold, der sich „intim“ mit dem neuen Narren abgibt.
Kämmerer
Ihr seid uns noch die Geisterszene schuldig;
Macht euch daran! der Herr ist ungeduldig.
 
Marschalk
Soeben fragt der Gnädigste danach;
 
Zornig und ungehalten antwortet Mephistopheles.
 
Mephistopheles   
Ist mein Kumpan doch deshalb weggegangen;
Er weiß schon, wie es anzufangen.
 
Marschalk
Was ihr für Künste braucht, ist einerlei:
Der Kaiser will, dass alles fertig sei.
 
Beide gehen eilends von der Bühne und die erste „Patientin“ tritt zu Mephistopheles.
 
Blondine
Ein Wort, mein Herr! Ihr seht ein klar Gesicht,
jedoch so ist`s im leidigen Sommer nicht!
Da sprossen hundert bräunlichrote Flecken,
die zum Verdruss die weiße Haut bedecken.
Ein Mittel!
 
Mephistopheles   
Schade! so ein leuchtend Schätzchen
Im Mai getupft wie Pantherkätzchen!
Nehmt Froschlaich, Krötenzungen, kohobiert,            
Im vollsten Mondlicht sorglich distilliert
Und, wenn er abnimmt, reinlich aufgestrichen:
Der Frühling kommt, die Tupfen sind entwichen.
 
Braune
Ich bitt um Mittel! Ein erfrorner Fuß
Selbst ungeschickt beweg ich mich zum Gruß.             
 
Mephistopheles   
Erlaubet einen Tritt von meinem Fuß!
 
Braune
Nun, das geschieht wohl unter Liebesleuten.
 
Mephistopheles   
Heran! Gebt acht! Ihr sollt es nicht erwidern.
 
Mephistopheles holt aus und tritt der Frau auf die Zehen, dass sie aufschreit vor Schmerzen
 
Braune
Weh! das brennt! das war ein harter Tritt,
Wie Pferdehuf.
 
Mephistopheles   
Die Heilung nehmt ihr mit.
 
Die „Dame“ rennt schluchzend auf Mephistopheles zu und wirft sich vor ihm auf den Boden, schluchzt und heult;
 
Dame
Lass mich hindurch! Zu groß sind meine Schmerzen,
Sie wühlen siedend mir im tiefsten Herzen;
Bis gestern sucht` er Heil in meinen Blicken,
Er schwatzt mit ihr und wendet mir den Rücken.
 
Mephistopheles   
Bedenklich ist es, aber höre mich:
An ihn heran musst du dich leise drücken;
Nimm diese Kohle, streich ihm einen Strich
Auf Ärmel, Mantel, Schulter, wie sich`s macht;
Er fühlt im Herzen heißen Reuestich.
Die Kohle doch musst du sogleich verschlingen,
Nicht Wein, nicht Wasser an die Lippen bringen;
Er seufzt vor deiner Tür noch heute Nacht.
 
Dame
Ist doch kein Gift?
 
Mephistopheles   
Respekt, wo sich` gebührt!
Weit müsstet ihr nach solcher Kohle  laufen;
Sie kommt von einem Scheiterhaufen.                
 
Die Frau nimmt die Kohle, schnüffelt an ihr und scheint wohl Leichengeruch zu riechen. Entsetzt geht sie zu ihrem Rahmen, die Kohle am ausgestreckten Arm vor sich haltend.
Ein Page kommt mit geistesabwesendem „Schlafzimmerblick“ und fällt vor Mephistopheles auf die Knie.
 
Page  
Ich bin verliebt, man hält mich nicht für voll.
 
Mephistopheles   
Ich weiß nicht mehr, wohin ich hören soll.
Müsst euer Glück nicht auf die Jüngste setzen.
Die Angejahrten wissen euch zu schätzen. -
 
Mephistopheles hat die Nase gestrichen voll von diesen Belästigungen. Er lässt den verliebten Jüngling stehen und läuft zum anderen Ende der Bühne und seufzt:
 
 
Mephistopeles
O Mütter, Mütter! lasst nur Fausten los!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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