37 Klassische Walpurgisnacht Teil 3 - faust-1-faust-2-inszenierung.com

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37 Klassische Walpurgisnacht / Teil 3
Felsbuchten des ägäischen Meeres
 
 
Sirenen
Blicke ruhig von dem Bogen
Deiner Nacht auf Zitterwogen
Mildeblitzend Glanzgewimmel
Und erleuchte das Getümmel,
Das sich aus den Wogen hebt!
Dir zu jedem Dienst erbötig,
Schöne Luna, sei uns gnädig!           
Nereiden und Tritonen
Tönet laut in schärfern Tönen,
Die das breite Meer durchdröhnen,
Volk der Tiefe ruft fortan!
Vor des Sturmes grausen Schlünden
Wichen wir zu stillsten Gründen,
Holder Sang zieht uns heran.
Schwestern, Brüder, jetzt geschwind!
Heut bedarf`s der kleinsten Reise                                
Zum vollgültigsten Beweise,
Dass wir mehr als Fische sind.
Thales 
Ich führte dich zum alten Nereus gern;
Das ganze menschliche Geschlecht
Macht`s ihm, dem Griesgram, nimmer recht.
Doch ist die Zukunft ihm entdeckt,
Dafür hat jedermann Respekt                                              
Und ehret ihn auf seinem Posten;
Auch hat er manchem wohlgetan.
Homunculus
Probieren wir`s und klopfen an!
Nereus
Sind`s Menschenstimmen, die mein Ohr vernimmt?
Wie es mir gleich im tiefsten Herzen grimmt!
Gebilde, strebsam, Götter zu erreichen,
Und doch verdammt, sich immer selbst zu gleichen.
Thales 
Und doch, o Greis des Meers, vertraut man dir;
Nereus
Was Rat! Hat Rat bei Menschen je gegolten?
Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr.
Sooft sich Tat auch grimmig selbst gescholten,
Bleibt  doch das Volk selbstwillig wie zuvor.
Wie hab ich Paris väterlich gewarnt,                                                       
Eh sein Gelüst ein fremdes Weib umgarnt!
Thales 
Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual;
Der Gute doch versucht es noch einmal.
Ein Quentchen Danks wird, hoch ihn zu vergnügen,
Die Zentner Undanks völlig überwiegen.
Denn nicht Geringes haben wir zu flehn:
Der Knabe da wünscht weislich zu entstehn.      
Nereus
Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann
Thales 
Wir haben nichts durch diesen Schritt gewonnen;
Versuchen wir`s und wandeln uns`res Pfads!
Sirenen
Was sehen wir von weiten
Das Wellenreich durchgleiten?
Klein von Gestalt,                                                                                    
Groß von Gewalt.
Nereiden und Tritonen
Diese Unvergleichlichen
Wollen immer weiter,
Sehnsuchtsvolle Hungerleider
Nach dem Unereichlichen.
Proteus
So etwas freut mich alten Fabler!
Je wunderlicher, desto respektabler.
Thales 
Wo bist du, Proteus?
Proteus
Hier! Und hier!
Thales 
Den alten Scherz verzeih ich dir;
Ich weiß: du sprichst vom falschen Orte.
Proteus
Leb wohl!
Thales 
Er ist ganz nah.
Er ist neugierig wie ein Fisch,          
Proteus
Was leuchtet so anmutig schön?
Thales 
Gut! Wenn du Lust hast, kannst du`s  näher sehn.
Wer schauen will, was wir verhüllen.
Gestalt zu wechseln, bleibt noch deine Lust.
Proteus
Ein leuchtend Zwerglein! Niemals noch gesehn!
Thales 
Es fragt um Rat und möchte gern entstehn.
Er ist, wie ich von ihm vernommen,
Gar wundersam nur halb zur Welt gekommen:
Ihm fehlt es nicht an geistigen Eigenschaften,
Doch gar zu sehr am Greiflich - Tüchtighaften.
Doch wär er gern zunächst verkörperlicht.
Proteus
Du bist ein wahrer Jungfernsohn:
Eh du sein solltest, bist du schon!
Thales 
Auch scheint es mir von andrer Seite kritisch:
Er ist, mich dünkt, hermaphroditisch.
Proteus
Im weiten Meere musst du beginnen!
Homunculus
Hier weht gar eine weiche Luft,
Es grunelt so, und mir behagt der Duft!    
Proteus
Das glaub ich, allerliebster Junge!
Da vorne sehen wir den Zug,
Der eben herschwebt, nah genug.
Kommt mit dahin!
Thales 
Ich gehe mit.
Homunculus
Dreifach merkwürdiger Geisterschritt!      
Proteus
Das Erdetreiben, wie`s auch sei,
Ist immer doch nur Plackerei;
Dem Leben frommt die Welle besser;
Dich trägt ins ewige Gewässer.
Protheus-Delphin
Schon ist`s getan!
Vermähle dich dem Ozean.
Thales 
Da regst du dich nach ewigen Normen
Durch tausend, abertausend Formen,
Und bis zum Menschen hast du Zeit.
Proteus
Komm geistig mit in feuchte Weite,                            
Da lebst du gleich in Läng und Breite,
Beliebig regest du dich hier;
Nur strebe nicht nach höheren Orden:
Denn bist du erst ein Mensch geworden,
Dann ist es völlig aus mit dir.
Thales 
Nachdem es kommt; `s ist auch wohl fein,                           
Ein wackrer Mann zu seiner Zeit zu sein.
Proteus
So einer wohl von deinem Schlag!                                                                             
Das hält noch eine Weile nach;
Denn unter bleichen Geisterscharen
Seh ich dich schon seit vielen hundert Jahren.
Sirenen
Tauben sind es, liebentzündet,
Fittiche, wie Licht so weiß.
Heitre Wonne voll und klar!
Nereus
Tauben sind es, die begleiten
Meiner Tochter Muschelfahrt.
Sirenen
Leicht bewegt, in mäßiger Eile,                                             
Um den Wagen, Kreis um Kreis,
Bald verschlungen Zeil an Zeile,                                          
Schlangenartig reihenweis,
Naht euch, rüstige Nereiden,
Derbe Frau`n, gefällig wild,
Bringet, zärtliche Doriden,
Galateen, der Mutter Bild:                                          
Ernst, den Göttern gleich zu schauen,
Würdiger Unsterblichkeit,
Doch wie holde Menschenfrauen
Lockender Anmutigkeit.
Doriden 
Leih uns Luna Licht und Schatten,                              
Klarheit diesem Jugendflor!
Denn wir zeigen liebe Gatten
Unserm Vater bittend vor.
Sirenen
Mögt euch des schönen Fanges freuen,
Den Jüngling bildet euch als Mann!
Du bist es, mein Liebchen!
Galatea
O Vater! Das Glück!
Mich fesselt der Blick.
Sirenen
Was kümmert sie die inn`re, herzliche Regung!
Ach, nähmen sie mich mit hinüber!
Thales 
Heil! Heil auf`s neue!
Wie ich mich blühend freue,
Vom Schönen, Wahren durchdrungen:
Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!                                         
Alles wird durchs Wasser erhalten!
Du bist`s, der das frischeste Leben entquellt!
Homunculus
In dieser holden Feuchte,                                                                                                     
Was ich auch hier beleuchte,
Ist alles reizend schön.
Proteus
In dieser Lebensfeuchte
Erglänzt erst deine Leuchte
Mit herrlichem Getön.
Sirenen
Was flammt um die Muschel, um Galatees Füße?
Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße,
Als wär es von Pulsen der Liebe gerührt.           
Thales 
Homunculus ist es, von Proteus verführt!                                                                  
Es sind die Symptome des herrischen Sehnens,
Mir ahnet das Ächzen beängsteten Dröhnens;
Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron:
Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon!
Sirenen
Die Körper, sie glühen auf nächtlicher Bahn,
Und ringsum ist alles vom Feuer umronnen.
So herrsche denn Eros, der alles begonnen!                                   
Heil dem Meere! Heil den Wogen,
Von dem heiligen Feuer umzogen!
Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!
Heil dem seltenen Abenteuer!          
All-Alle
Heil den mildgewogenen Lüften!                                                                               
Heil geheimnisreichen Grüften!
Hochgefeiert seid allhier,
Element` ihr alle vier!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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