Nach dem ungewollten Mord
an Philemon und Baucis versuchen Mephistopheles und Pantyrann Faust ein letztes
Mal, Faust eine Form von Reue abzuringen in der Hoffnung, eine innere Wandlung
Fausts zu provozieren. Eine Gestalt wird aktiviert, die weder eindeutig der
Einflussebene der Religion noch der Ebene der Mater Agape zuzuordnen ist. Eine
greisenhafte Frau, die in Gesellschaft drei anderer Greisinnen - Mangel, Schuld
und Not – schwebend auf der Bühne erscheinen, gibt sich Faust als „Sorge“ zu
erkennen.
Somit hat die Szene „53 Die
Sorge“ eine Schwellenfunktion, denn noch ist ungeklärt, ob Faust als negativer
oder als positiver Charakter sein Leben beenden wird, denn dieses Ende ist nahe.
Der „Herr“ hatte im
Original-Faust, als er mit Mephistopheles die Wette abschloss, auf eine direkte
Beteiligung am Spiel verzichtet. Er nahm das Spiel um die Seele eines Menschen
nicht ernster, als es in dieser Inszenierung im anfänglichen Würfelspiel
symbolisch gezeigt wurde.
Bis zur Szene „53 Mitternacht“
neigte sich die Waage stetig zugunsten des Mephistopheles.
Faust strebte einst Gottgleichheit
an, verstrickt sich jedoch permanent in jeder Lebenssituation in das Gegenteil.
Corvus Mysticus und Agape sind
ab jetzt wieder präsent. Diese „Über“-Macht nimmt den Handlungsfaden beobachtend,
kontrollierend in die Hand und verweist Gott und Teufel, Gut und Böse wie auch die
„zwei Seelen“ in die Ebene „Mensch“ zurück und negiert damit die Begriffe Gott
und Teufel in ihrer Eigenständigkeit und entwertet sie endgültig zum Produkt
menschlichen Geistes.
Sehr spät, im wahrhaft letzten
Moment seines Lebens, begreift er instinktiv, was es wert ist, sich um einen
Menschen zu sorgen, Verantwortung anderen gegenüber zu tragen. Diese „Letzte
Lebenserfahrung“ wird die Seele Fausts reif für eine Wendung zum „Guten“, einer
„Erlösung“ im Sinne der Religionen machen. In der letzten Szene, dem „Epilog“
wird er diese Erlösung im „Ewig Weiblichen“ finden.