Szenenbild 04
Mephistopheles und
Panthyrann stehen abseits im linken Bühnenvordergrund und betrachten Faust.
Beide zeigen Unruhe, ja Verängstigung, denn Geräusche verschiedener Art und
Ursprunges sind zu hören.
Schwache Konturen, kaum
ahnbare Schatten zeugen von der Anwesenheit des Vogels Corvus Mysticus. Er
schwebt als imaterielles, nicht definierbares Geistiges über dem Bühnenraum. Mater
Agape wird diffus im Hintergrund sichtbar.
Die Ereignisse, während derer sich die
innere Wandlung Fausts vollziehen und die ihn reif machen werden für „Vergebung
und Erlösung“, werden sich überschlagen. Mephistopheles und Panthyrann entgleitet
die Regie über das Geschehen auf der Bühne und sie werden selbst zu Zuschauern.
Panthyrann sieht als erster die Ursache
des sich anbahnenden Getümmels. Er zeigt lachend in die Richtung, aus der die
„neuen Kriegsherren“ kommen.
Die Lemuren haben ihre Spaten beiseite
geworfen und drängen sich ängstlich um Mephistopheles.
Zwischen den Gräbern springen fünf
spielende Kinder heran, fröhlich und ausgelassen. Sie sind sich in keiner Weise
der Würde des Ortes bewusst. Sie spielen Krieg, so, wie sie es aus den
Berichten ihrer Väter, durch Computerspiele usw. erfahren haben. Zwei von ihnen
steuern verhältnismäßig große Panzerfahrzeuge. Zwei andere marschieren mit
Maschinengewehren heran. Das letzte Kind, ein Mädchen, spielt Soldatenwitwe.
Sie hat sich über ihren Kopf ein schwarzes Tuch gehängt. Die beiden
Panzerfahrer bekriegen sich gegenseitig und versuchen, mit ihren Kinderstimmen
die Detonationen der Geschütze nachzuahmen. Bei einer der Detonationen springen
die beiden Maschinenpistolenschützen zur Seite und suchen Deckung zwischen den
Grabkreuzen.
Einer der Beiden spielt den Gefallenen und
das Mädchen kniet neben ihm nieder, stellt seinen Tod fest, mimt für einen
Moment Trauer, springt aber spielerisch hüpfend zu dem anderen, der mit sich
überschlagender Stimme auf einen der Panzerfahrer schießt, der sich nun
ebenfalls als „Gefallener“ aus seinem Fahrersitz zwischen die Grabkreuze fallen
lässt.
Der Spielpanzer und das Gewehr des
gefallenen Soldaten sind in unmittelbarer Nähe Fausts liegengeblieben.
Panthyrann und Mephistopheles zeigen ein verschmitztes Lächeln über den
kindischen Unfug und schmunzeln nicht mehr über die Störung sondern sehen nun
fluchend dem unsinnigen Treiben der Kinder zu.
Eine Pause entsteht, in der ein
Gazevorhang analog zur Szene „53 Die Sorge“ zwischen die erste und zweite
Kreuzreihe herab gelassen wird.
Das abseits stehende Mädchen schreit
furchtbar auf, denn eine große schwarze Spinne läuft auf einem der Kreuze dicht
neben ihr in Richtung Bühnenboden und stolziert auf langen haarigen Beinen auf
das Mädchen zu. Diese Szene wird auf den Gazevorhang vergrößert projiziert.