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Faust 2015 > Ebene 25.1 1.Satz marcia funebre
1. Satz     marcia funebre / Das Begräbnis des Pharao
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Szenenbild 01
Eine Wüstenlandschaft entwickelt sich. Zwischen den Sanddünen ist ein Zug von Menschen zu erkennen, der sich auf eine langsam erkennbare Pyramide aus den Zeiten ägyptischer Pharaonen zu bewegt. Die Stimme mit Texten aus der Szene
 „Anmutige Gegend“ wird im gesamten Theater wie ein murmelnder Sprechgesang übertragen.
Stimme
Horchet! horcht dem Sturm der Horen!
Tönend wird für Geistesohren
Schon der neue Tag geboren.
Felsentore knarren rasselnd,
Phöbus`Räder rollen prasselnd,
Welch Getöse bringt das Licht!
Es trompetet, es posaunet,
Auge blinzt, und Ohr erstaunet,
Unerhörtes hört sich nicht.
Schlüpfet zu den Blumenkronen,
Tiefer tiefer, still zu wohnen,
In die Felsen, unters Laub!
Trifft es euch, so seid ihr taub.
 
 

Die prächtig geschmückte Mumie des Pharaos ist auf einer großen mit tausenden Blumen geschmückten Ebene aufgebahrt. Palmenblätter bilden den terrassenförmigen Untergrund, auf dem ein goldener altarähnlicher Aufbau prangt. Auf diesem steht der Sarkophag aus grün leuchtendem Alabaster. Auf und ab schwankt er im gleichmäßig schwebenden Rhythmus der Schritte der  ihn tragenden Sklaven. Zum nächsten Leben wird er geleitet und begleitet von seinem Hofstaat, der ihm auch im Jenseits zur Verfügung stehen wird.
Vor ihm laufen zwölf mit goldenen Tüchern behängte Fackelträger. In jeder Hand tragen sie feierlich eine leuchtend rauchende Fackel am ausgestreckten Arm. Die Flammen bringen die umgebende Luft im weiten Umkreis in ein Flimmern und Zittern.
Der ganze Zug ist von traumhafter Wirklichkeit, es sind lebendige Menschen, die da schreiten, aber alle beben in der Gewissheit, in wenigen Minuten das Licht dieser Erde zu verlassen. Sie nehmen Abschied von ihrer Vergangenheit, von ihrer irdischen Zukunft, vom Licht, vom Schatten, vom Leben.
Die hintere Gruppe des Zuges wird von einem reichgeschmückten Feldherrn zu Pferde angeführt. Hinter ihm laufen schwer bewaffnete Krieger. Alle sind zu dem großartigen Ereignis geschmückt und in herrliche Gewänder gekleidet. An Farben für die Münder und Augenbrauen der Auserwählten schönen Sklavinnen hat man nicht gespart. Es ist ein Festzug im wahrsten Sinne des Wortes. Einige tragen Säuglinge auf ihren Armen. Verschiedentlich sieht man zu Fuß gehende Kinder und Halbwüchsige.
Körbe mit Früchten tragen die einen, Schläuche mit Wasser und Wein andere. Speisen, herrlich angerichtet, in der heißen Sonne schon jetzt in sich zusammenfallend, gärend zerfließend auf den goldenen Tabletts. Da laufen Dienerinnen in kostbaren Gewändern sowie viele Prostituierte, aufreizend sparsam bekleidet.
Ein großes schwarzes Loch, ein Gang in das Innere der Pyramide wird sichtbar. Über diesem Eingang sind riesige Steine zu einem Wall aufgeschichtet. Der Sinn dieses Steinwalles wird sich erst am Schluss der Szene offenbaren.
Nach und nach verschwindet der Menschenzug im Dunkel des Ganges
 
Stimme
Wenn sich lau die Lüfte füllen
Um den grünumschränkten Plan,
Süße Düfte, Nebelhüllen
Senkt die Dämmerung heran,
Lispelt leise süßen Frieden,
Wiegt das Herz in Kindesruh,
Und den Augen dieses Müden
Schließt des Tages Pforte zu.
 
Szenenbild 02
Nachdem die letzte Zeile gesprochen wurde, fällte der riesige Steinwall über dem Pyramideneingang zusammen und verschließt den Eingang. Ein Zurück für die Eingetretenen ist unmöglich. Synchron zu diesem Einsturz rüttelt Mephistopheles an Faust herum in der Hoffnung, ihn mit dem Traumerlebnis zu Aufwachen zu bringen. Alles Bemühen ist vergeblich.
Die Filmprojektion ist beendet und die Bühne wird wieder tiefschwarz. Nur das Krankenzimmer Fausts bleibt sichtbar. Mephistopheles blättert im Almanach nach einem neuen Motiv. Nach wenigen Sekunden startet er mit Handzeichen den nächsten Versuch.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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