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Faust 2015 > Ebene 34 Helena und Paris
34 Helena und Paris / 2
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Paris und Helena haben sich vom Lager erhoben und stehen vor der Bank, natürlich hinter dem Rahmen. Ihre zarten Liebesspiele setzen sich fort. Sie lehnt den Kopf an die Brust des Paris. Er nimmt sie auf den Arm und setzt sie zurück auf die Bank usw. Mephistopheles wird vom langen Halten des Rahmens der Arm steif. Er wechselt seine Position und bemerkt wie nebenbei:
 
Mephistopheles   
Hübsch ist sie wohl, doch sagt sie mir nicht zu.
 
Geistesabwesend spricht Faust zu sich selbst.
 
Faust
Hab ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn
Der Schönheit Quelle reichlichstens ergossen?
Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzückte,
In Zauberspiegelung beglückte,
War nur ein Schaumbild solcher Schöne! -
Du bist`s, der ich die Regung aller Kraft,
Den Inbegriff der Leidenschaft,
Dir Neigung, Lieb. Anbetung, Wahnsinn zolle!
 
Mephistopheles bekommt es mit der Angst zu tun, dass Faust die Erscheinung vorzeitig zerstört. Der Kaiser ist stumm. Mephistopheles will überprüfen, ob der Kaiser noch wach ist oder womöglich eingeschlafen ist - und beugt sich zum Kaiser herab. Der Rahmen kommt deshalb in eine bedenkliche Schräglage. Der Kaiser schläft keineswegs, aber er wendet sich leicht zu Mephistopheles und stöhnt, fasst sich an die Brust und macht den Eindruck, dass er einem Herzinfarkt zu erwarten hat, schüttelt aber jede angebotene Hilfeleistung von sich.
Dafür wird die Angst Mephistopheles`, Faust könnte sich vergessen, noch größer und er herrscht Faust an:
 
Mephistopheles   
So fasst euch doch, und fallt nicht aus der Rolle!
 
Ältere Dame
Groß, wohlgestalt, nur der Kopf zu klein.
 
Jüngere
Seht nur den Fuß! Wie könnt er plumper sein!
 
Faust versagen die Beine. Er kniet neben dem Kaiser nieder, macht Anstalten, die an ein Beten erinnern. Er hebt die Arme flehend zu dem Frauenidol. Nach einem langen Kuss sind Helena und Paris wieder auf der Bank gelandet und alle Anzeichen sprechen dafür, dass ein Liebenakt folgen wird. Faust möchte in Ohnmacht versinken. Helena jedoch weist Paris von sich. Nicht zornig oder abweisend, eher mit einem Vermerk: sie ist noch nicht soweit. Faust wird in die reinste Eifersuchtseuphorie getrieben.
 
Duenna
Vor allen Leuten! Das ist doch zu toll!
 
Faust
Furchtbare Gunst dem Knaben! - 
 
Mephistopheles   
Ruhig! still!
Lass das Gespenst doch machen, was es will!
 
Paris liegt jetzt allein auf der Bank und Helena steht neben ihm. Sie macht tatsächlich den Eindruck, als wollte sie die Spielfläche verlassen. Sie setzt sogar einen Fuß auf den Rahmen. Mephistopheles erkennt das, und da er die Geister, die man rief, nicht kennt, springt er auf und glaubt, sich Helena in den Weg stellen zu müssen. Welch ein Chaos würde entstehen, würde solch ein Geist türmen und er hätte keine Macht, ihn wieder einzufangen.
 
Hofmann    
Sie schleicht sich weg, leichtfüßig; er erwacht.
 
Sie wendet sich um und legt sich zu Paris.
 
Hofmann    
Mit Anstand kehrt sie sich zu ihm herum.
 
Dame
Ich merke schon, sie nimmt ihn in die Lehre;
In solchem Fall sind alle Männer dumm:
Er glaubt wohl auch, dass er der Erste wäre.
Das Kleinod ist durch manche Hand gegangen,          
Auch die Verguldung ziemlich abgebraucht.                
 
Astrolog
Gestärkten Arms hebt er sie hoch empor –
Entführter sie wohl gar?
 
Faust verzweifelt vor Gier, an Stelle des Paris zu sein.
 
Faust
Verweg`ner Tor!
Du wagst es! Du hörst nicht! Halt! Das ist zuviel!
 
Mephistopheles   
Machst du`s doch selbst, das Fratzengeisterspiel!
 
Faust greift mit beiden Händen an den Rahmen. Das Verlangen, den Nebenbuhler wegzudrängen und die Frau ebenso zu berühren wie es ihm vorgespielt wurde, zwingt ihn zum Äußersten. Während der nächsten Verszeilen stürzt er in die Knie, erhebt sich und stolpert in den Rahmen. 
 
Faust
Was Raub! Bin ich für nichts an dieser Stelle?
Ich rette sie, und doppelt ist sie mein.
Gewagt! Ihr Mütter! Mütter! Müßt`s gewähren!
Wer sie erkannt, der darf sie nicht entbehren.     
 
Aus allen Bilderrahmen kommt entsetztes Schreien. Mephistopheles ruft laut, während der Rahmen in sich zerbricht und polternd auf den Boden fällt. Die Beleuchtung erlischt, Paris und Helena verschwinden in der sich öffnenden Wand.
 
Faust
Was tust du, Fauste! Fauste!
Da habt ihrs nun! Mit Narren sich beladen,
Das kommt zuletzt dem Teufel selbst zu Schaden.
 
Der Kaiser erhebt sich aus seinem Sessel, fällt jedoch sich an die Brust greifend zurück.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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