Das Krankenzimmer Fausts hebt sich auf die
Höhe des Bühnenniveaus. Ein Zimmerdach senkt sich von oben herab, um die Enge
des Zimmers zu demonstrieren. Faust ist nach den Traumerlebnissen um Helena und
Paris das erste Mal unruhig geworden.
Mephistopheles und Panthyrann beobachten
erregt die Monitore, die Fausts Körperfunktionen abbilden. Diese Anzeichen
könnten darauf hin deuten, dass das der Beginn des Aufwachprozesses sein
könnte. Mephistopheles und Panthyrann sprechen ihn an, machen Geräusche vor
seinen Ohren. Faust reagiert, wenn auch schwer erkennbar. Sein Gehör ist also
intakt.
Mephistopheles
Wen
Helena paralysiert,
Der
kommt so leicht nicht zu Verstande.
Mephistopheles
klingelt nach dem Krankenpfleger, der wenige Sekunden später eintrifft.
Mephistopheles
Heran, mein Freund! - Ihr heißet Nikodemus.
Famulus,
der Krankenpfleger, ist sehr gläubig, und sehr irritiert über den Zustand des
Patienten.
Famulus
Hochwürdiger
Herr, so ist mein Name.
Mephistopheles
Das
lassen wir!
Famulus
Wie
froh, dass ihr mich kennt!
Mephistopheles bittet den Krankenpfleger
mit Gesten, ihm zu helfen, Faust etwas mehr aufzurichten. Beide machen sich am
Bett zu schaffen. Der Pfleger verabschiedet sich sofort wieder. Der
Originaltext des Baccalaureus wird von Panthyrann übernommen, so dass es zu
einem Zwiegespräch zwischen den beiden Religionsmächten kommt.
Mephistopheles
Mich deucht es längst! Ich war ein Tor,
Nun komm ich mir recht schal und albern
vor.
Panthyrann / Baccalaureus
Das freut mich sehr! da hör ich doch
Verstand;
Der
erste Greis, den den ich vernünftig fand!
Mephistopheles
Ich
suchte nach verborgen - goldnem Schatze,
Und
schauerliche Kohlen trug ich fort.
Panthyrann / Baccalaureus
Gesteht
nur: Euer Schädel, Eure Glatze
Ist
nicht mehr wert als jene hohlen dort?
Mephistopheles
Du
weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist?
Panthyrann / Baccalaureus
Im
Deutschen lügt man, wenn man
höflich ist.
Nebenbei bemerken sie, dass Faust wieder
sehr beruhigt schläft. Mit dem Erwachen wird es wohl nichts werden. Sie machen
beide betrübte Gesichter und wollen noch eine Weile abwarten, bevor sie über
weitere Entscheidungen nachdenken. Sie setzen sich nebeneinander auf die
Bettkante.
Panthyrann / Baccalaureus
Gewiss,
das Alter ist ein kaltes Fieber;
Hat
einer dreißig Jahr vorüber,
So
ist er schon so gut wie tot.
Am
besten wär`s, euch zeitig totzuschlagen.
Mephistopheles
Der
Teufel hat hier weiter nichts zu sagen.
Panthyrann/Baccalaureus
Wenn
ich nicht will, so darf kein Teufel sein.
Mephistopheles
bricht in Gelächter aus:
Mephistopheles
Der
Teufel stellt dir nächstens doch ein Bein.
Panthyrann/Baccalaureus
Die
Welt, sie war nicht, eh ich sie erschuf!
Ich
aber, frei, wie mir`s im Geiste spricht,
Verfolge
froh mein innerliches Licht
Und
wandle rasch, im eigensten Entzücken,
Das
Helle vor mir, Finsternis im Rücken,
Mephistopheles
Wie
würde dich die Einsicht kränken:
Wer
kann was Dummes, wer was Kluges denken,
Das
nicht die Vorwelt schon gedacht!-
Doch
sind wir auch mit diesem nicht gefährdet,
Bedenkt,
der Teufel, der ist alt;
So
werdet alt, ihn zu verstehen!
Mephistopheles zieht den Almanach aus
seiner Tasche und geht damit dicht an den Kopf Fausts heran und bläst ihm die
Inhalte der kommenden Szenen ein. Schlafend, träumend soll er weiter mitspielen
im großen Drama. Haben die Mütter und die Erscheinung Helenas nicht
ausgereicht, so muss eben noch mehr geschehen. Soll er doch die schöne Helena
zur Frau bekommen. Noch haben sie haben viel Zeit. Fausts Zeit allerdings ist
endlich.