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Faust 2015 > Ebene 37 Klassische Walpurgisnacht
37 Klassische Walpurgisnacht / 5
Galatea hat das Ufer
erreicht und steht etwa drei Meter vom Strand entfernt auf der Muschel. Vor ihr
am Strand Thales mit Homunculus. Nereus mindestens zehn Meter entfernt. Er
breite die Arme zur Begrüßung aus und spricht mit schmeichelhafter Entzückung:
Nereus
Du bist es, mein Liebchen!
Szenenbild 28
Galatea sieht auf den
anmutigen Homunculus, der begrüßend die Arme nach ihr streckt. Galetea muss
ahnen, was geschehen wird, denn die Worte „mich fesselt der Blick“ sind nur auf
die zu erwartende intime Berührung bezüglich. Nehmen wir an, dass es lange her
ist, seitdem sie die letzten sexuellen Erlebnisse hatte und schon aus diesem
Grunde Dankbarkeit dem Vater gegenüber empfindet, der, so muss sie vermuten,
ihr das Erlebnis mit einem halben Kinde zuführt.
Galatea
O Vater! Das Glück!
Mich fesselt der Blick.
Die nächsten Verse des
Nereus, schließlich der Vater von Galatea, lassen erkennen, dass der Vater die sexuelle
Regung seiner Tochter erkennt und richtig deutet. Sie ist das Gegenteil von
dem, was den Homunculus charakterisiert. Sie ist vordergründig der genießende
Mensch, auf sexuelle Lust aus. Das Geistige ist ihr fern und auch nicht
erstrebenswert. Sie weiß um ihre Schönheit, ihre Begehrtheit. Sie verkörpert in
ihrer Lebenssphäre nichts als „Lust“. Nereus leidet darunter als Vater. Er als
bekannter Wahrsager wird Bilder sehen, die seiner Tochter vielleicht nicht das
Glück bescheren, das er sich für sie erträumte.
Er sieht sorgenvoll, dass
sie einem Geist wie Homunculus nicht gewachsen ist, sieht keine Zukunft für das
Paar, das sich sogleich vereinen wird.
Nereus
Was kümmert sie die inn`re,
herzliche Regung!
Ach, nähmen sie mich mit
hinüber!
Thales fühlt sich am Ende
seiner Bemühungen, seine Philosophie mit dem Streben des kleinen unfertigen
Knaben in Übereinklang gebracht zu haben. Er erfällt ins Schwärmen.
Thales
Heil! Heil auf`s neue!
Wie ich mich blühend freue,
Vom Schönen, Wahren
durchdrungen:
Alles ist aus dem Wasser
entsprungen!!
Alles wird durchs Wasser
erhalten!
Du bist`s, der das
frischeste Leben entquellt!
Homunculus
In dieser holden Feuchte,
Was ich auch hier
beleuchte,
Ist alles reizend schön.
Szenenbild 29
Die baldige Vereinigung des
Homunculus mit Galatea ist offensichtlich. Musikzitate aus dem 2. Satz der
8.Sinfonie von G.Mahler weisen auf den tiefen Inhalt des Epiloges hin.
Proteus
In dieser Lebensfeuchte
Erglänzt erst deine Leuchte
Mit herrlichem Getön.
Nereus
Was flammt um die Muschel,
um Galatees Füße?
Bald lodert es mächtig,
bald lieblich, bald süße,
Als wär es von Pulsen der
Liebe gerührt.
Thales
Homunculus ist es, von
Proteus verführt!
Es sind die Symptome des
herrischen Sehnens,
Mir ahnet das Ächzen
beängsteten Dröhnens;
Er wird sich zerschellen am
glänzenden Thron:
Jetzt flammt es, nun blitzt
es, ergießet sich schon!
Galatea ist in das Wasser
gestiegen. Ihr Bild wächst und Homunculus ist im Begriff, in sie einzudringen.
Sirenen
Die Körper, sie glühen auf
nächtlicher Bahn,
Und ringsum ist alles vom
Feuer umronnen.
So herrsche denn Eros, der
alles begonnen!
Heil dem Meere! Heil den
Wogen,
Von dem heiligen Feuer
umzogen!
Heil dem Wasser! Heil dem
Feuer!
Heil dem seltenen Abenteuer!
Szenenbild 30
Die gesamte Bühne wird von
einem orgastischen Farbenrausch durcheinander gewirbelt. Der Schluss dieses
Bildes, der Schluss der „Klassischen Walpurgisnacht“, ist ein Vorgriff auf das
Ende, die „Bergschluchten“ Die Musik kann in einem grandiosen Orgeltremolo mit
dem in ihr versteckten Motiv „Alles Vergängliche ….“ münden.
All-Alle
Heil den mildgewogenen
Lüften!
Heil geheimnisreichen
Grüften!
Hochgefeiert seid allhier,
Szenenbild 31
