Die Bühne verdunkelt sich
schlagartig. Nur Euphorion ist noch schwach beleuchtet. Einige Sekunden später
erscheint der Mond, mit dem vor kurzem Euphorion gespielt hat, wieder am
schwarzen Himmel. Auf der Mondfläche bildet sich das Bild Margarethes.
Aus weiter dunkler Ferne
kommt die Mondscheibe näher und vergrößert sich, geht mitunter in die
Projektionsfläche Helenas über, vermischt sich mit dieser, löst sie ab. Das
Mädchen hat sich in Margarethe verwandelt. Ein sehr jugendliches und ein
reiferes Bild Margarethes vermischen sich miteinander. Während Helena die
Erscheinung nicht beobachten kann, schaut Faust gebannt, hypnotisiert das echte
Bild Margarethes an. Er presst verzweifelt die Hände an die Schläfen.
Ihr kindliches Gesicht,
unschuldig schön, lächelt Euphorion (oder Faust?) entgegen. Die Mondscheibe
steuert auf die wieder schemenhaft sichtbare Brücke zu und das Mädchen geht
sehr langsam, am ganzen Körper zitternd zurück in Richtung Plattform. Auch
Euphorion ist gebannt von der Erscheinung und bleibt regungslos einige Meter
neben Faust stehen. Helena beobachtet Faust und ihren Sohn und kann nur an
ihren Reaktionen ablesen, dass sich schwerwiegende Ereignisse in ihrer Umgebung
abspielen.
Das Mädchen nähert sich
Helena. Sie steht vor Kälte zitternd in der Mitte der Plattform. (Die
Assoziation zur Szene in „24 Dom“ ist offensichtlich.) Euphorion wacht aus
seiner Benommenheit auf, springt zu Helena. Jetzt kommt es das erste Mal zu
einer Art Körperkontakt zwischen Helena und Euphorion. Die Scheibe mit Helena,
die sich sonst bei Annäherungen Fausts oder Euphorions entfernte, nähert sich dem Sohn. Ein einziger kleiner
Blick reicht zur Bitte und Zustimmung und der Sohn streift seiner Mutter die
Kapuze vom Kopf, nimmt ihr ebenso vorsichtig den Umhang von den Schultern,
springt zu Margarethe, hüllt sie in das wärmende Tuch ein.
Dankbar lächelnd nimmt das
Mädchen die Fürsorge an und sucht den Blick Helenas. Beide Frauen lächeln sich
zu.
Unbemerkt für die Zuschauer
hat sich der Turm des Lynceus von der Brücke entfernt und ist im Dunkel der
Nacht verschwunden. Nur die Türöffnung ist noch sichtbar. Die Brücke endet im
Nichts.
Phorkyas steht in der Türöffnung des Turmes, partiell
angestrahlt. Sie klatscht in die Hände und die bekannten Henkersgehilfen
springen die Treppe im Würfel herauf, stellen sich zwischen Margarethe und
Euphorion. Faust steht dicht bei Helena. Margarethe weicht zurück in Richtung
Brücke. Euphorion will ihr folgen, wird von zwei der Gestalten, die ihm nicht
einmal bis zum Ellenbogen reichen, festgehalten. Der letzte Henkersgehilfe
treibt das das Mädchen weiter auf die Brücke. Bevor sie das Ende der Brücke
erreicht, schiebt sich eine große bizarre Glasscheibe in die Höhe. Der
Henkersgehilfe stößt das Mädchen an die Glasscheibe. Dabei reißt er ihr den
Umhang vom Körper. Euphorion kämpft gegen die beiden Henkersgehilfen an, hat
aber keine Kraft, sich los zu reißen.
Das Mädchen prallt gegen
die Scheibe. Eine riesige Stichflamme leuchtet auf und das Mädchen verschwindet.
Helena stößt einen stummen Schrei aus. Ihr Kopf hängt wie leblos auf ihrer
Brust.
Der Henkersgehilfe auf der
Brücke nimmt den Umhang, knüllt daraus ein Knäuel und wirft es Faust vor die
Füße.
Phorkyas reibt sich die
Hände vor Vergnügen und verschwindet im Dunkel.
Euphorion macht
verzweifelte Gebärden über den Verlust seiner soeben geborenen und sofort
gestorbenen ersten Liebe. Er beginnt, wieder, wüste Sprünge zu machen, um
seiner Wut und Verzweiflung Ausdruck zu geben. Er vollführt ein wildes
Spektakel, haut mit den Fäusten an die Kuben, springt höher und höher. Seine
Verzweiflung ist grenzenlos. Die Eltern sind entsetzt - aber machtlos.
Euphorion, während er an den Eltern vorbeispringt, ruft voller Verzweiflung: